Die Band BITUME hat sich Anfang 2000 gefunden und seitdem ist sie unterwegs. Der nicht abreißende Output an Tonträgern in den verschiedensten Formaten und das ständige Touren zeigen eindrucksvoll, dass man es hier mit Fanatikern und Liebhabern der hohen Punkrock-Schule zu tun hat: 260 Konzerte bis jetzt, überall gewesen, sogar in Brasilien und in Finnland. Live sind die vier Nordköppe wie ein Orkan und energetisch wie Käpt'n Ahab vor seinem letzten Kampf. Immer 120 Prozent authentische Energie und Inhalt. Mogelpackungen gibt es woanders. Folgendes Interview entstand bei einem Treffen mit Mr. T-Tom und weiteren Ergänzungen per E-Mail durch D. Filipo.
Euer neues Album "Gut im Trend" ist im Vergleich zu "Wahlwiederholung" und "Punkrock Motorcity" etwas melodischer geworden, wie kam es dazu?
Wenn wir an einem neuen Song arbeiten, dann haben wir da kein festes Konzept, nach dem wir vorgehen. Es ist immer eine Zufallssache, wie ein Song am Ende aussieht. Das hängt von der jeweiligen Stimmung ab. Kann sein, dass das nächste Album wesentlich härter ausfällt. Das kann man jetzt alles noch nicht sagen.
Auf euren vorherigen beiden Alben war immer ein Coversong vertreten. Den habe ich bei "Gut im Trend" etwas vermisst.
Wir haben uns zwar einen Song ausgesucht, sind aber nie dazu gekommen, den fertig zu machen. Und irgendwann haben wir gedacht: scheiß doch drauf. Das wäre "Leave a light on" von Belinda Carlisle gewesen.
Eure Single "Ein schöner Tag am Hafen" ist nur online zum Gratis-Download erschienen. Warum habt ihr euch dafür entschieden?
Das war eine Idee von Jürgen von Rookie Records und Archi. Die haben vorgeschlagen, das vorab erst mal online zu machen, weil so auch ziemlich viele Leute erreicht werden. Uns half hier die Plattform MySpace unheimlich, wo wir schon wie die Verrückten Leute geaddet haben. Die konnten wir recht einfach drauf hinweisen, dass es da was zum Runterladen gibt.
Wie seht ihr als kleinere Band das denn mit Musikdownloads, die nicht unbedingt über musicload.de geschehen?
Wir sind eine Band, die eh nicht das große Geld mit der Musik verdienen wird, weil die Sparte einfach zu wenig Publikum erreicht und dann auch ein Publikum, das meist nicht so viel Geld hat. Und darum müssen wir einfach damit rechnen, dass CDs gekauft, weiter gebrannt werden und Leute die Musik schwarz downloaden. Aber es ist immer wichtiger, dass die Leute, die unsere Musik gut finden, auch zu den Konzerten kommen.
Nachdem sich Vitaminepillen Records aufgelöst haben, wart ihr ja gezwungen, euch ein neues Label zu suchen. Warum habt ihr euch für Rookie Records entschieden?
Uns wurde Jürgen von Rookie Records halt empfohlen. Wir haben uns sehr gut verstanden und sind mittlerweile sehr froh, dass wir uns für ihn entschieden haben. Er macht echt sehr gute Arbeit und setzt sich immer für uns ein.
Mittlerweile produziert Archi von der TERRORGRUPPE eure Musik, wie kam es zu der Zusammenarbeit mit ihm?
Wir haben schon ein paar Konzerte mit der TERRORGRUPPE gespielt. Dadurch hat sich die Freundschaft mit Archi ergeben. Er meinte irgendwann, dass ihm bei Brady der Gesang noch nicht ganz gefällt und hat daraufhin vorgeschlagen, uns etwas dabei zu helfen. Das Angebot haben wir natürlich gerne angenommen. Bei einem Treffen in Oldenburg haben wir ihm ein paar Songs um die Ohren geschmettert und er meinte, dass er sich wohl vorstellen kann, nicht nur Christian beim Gesang zu helfen, sondern unsere Musik ganz zu produzieren. Das war natürlich sehr geil.
Ihr wart 2004 auch schon in Brasilien auf Tour. Was hat euch denn dahin verschlagen?
Als wir noch bei Vitaminepillen Records waren, hatte die Band NITROMINDS aus Brasilien ihren Vertrieb auch dort. So haben wir die kennen gelernt und mit denen eine Tour in Deutschland gemacht, und im Gegenzug haben die sich überlegt, mit uns in Brasilien auf Tour zu gehen.
Ihr spielt ja fast nur deutschsprachige Musik, wie reagieren die Leute dort darauf?
Für die ist das anscheinend egal, welche Band da genau spielt, die stehen halt mehr so auf heftige Musik, zu der man richtig abgehen kann. Jedes Konzert haben die gepogt wie die Verrückten. Das war schon total irre. Da sollten sich die Deutschen vielleicht mal ein Beispiel dran nehmen.
Welches war denn das bisher größte Konzert, auf dem ihr gespielt habt?
Das war hier in Oldenburg vor drei Jahren. Der DGB hatte die Aktion "Rock gegen Rechts". So weit das Auge reichte, war Publikum da. Bestimmt 4.000 Leute. Das war unglaublich, dass man da wirklich Tausende von Leuten sehen konnte. Auch das Fonsstock Festival in Nordenham ist jedes Mal wieder ein Highlight.
Zusammen mit NO SHAME aus Finnland habt ihr vor einiger schon Zeit eine CD aufgenommen, wie kam das zustande?
Wir haben vor etwa fünf bis sechs Jahren mal in der Scandia Bar in Hamburg gespielt. Da der Besitzer Finne ist und der Backstageraum eine Sauna, hat es nur zu gut gepasst, auch eine finnische Band einzuladen. So haben wir dort zusammen mit NO SHAME gespielt und die Jungs kennen gelernt. Wir haben uns ziemlich gut verstanden und uns nach diversen grünflaschigen Getränken dazu entschieden, gemeinsam eine Splitsingle und jeweils eine Tour in Deutschland und Finnland zu machen. Das haben wir gut zwei Jahre später wahr gemacht und haben uns gegenseitig gecovert und zum Touren eingeladen. Die Jungs haben auch gerade ein neues Album gemacht, welches übrigens der absolute Oberhammer ist, und im September/Oktober werden wir wieder gemeinsam für zwei Wochen auf Tour gehen.
Welche Projekte habt ihr für die Zukunft geplant?
Ab September werden wir wieder eine Menge Konzerte spielen und das neue Album endlich vor allem auch im süddeutschen Raum vorstellen. Wir haben auch ein bisschen Filmmaterial gesammelt, von Konzerten und alles Mögliche aus den letzten sieben Jahren. Das möchten wir auch gerne verwerten und überlegen gerade, was daraus wird. Ansonsten sind wir immer dabei, im Proberaum neue Songs zu basteln, um schon mal für die nächste Platte zu sammeln. Wir werden im nächsten Jahr auch wieder in Brasilien touren, obwohl eigentlich ist das ja eher ein gemeinsamer Urlaub mit viel Musik. Gut wäre es da natürlich, auch das neue Album dort zu veröffentlichen, das werden wir auch demnächst mal in Angriff nehmen. Vielleicht fahren wir auch wieder nach Finnland, mal schauen, eine Reise ist es jedenfalls immer wert.
Zwei von euch studieren ja noch, wie sieht die Zukunft von BITUME aus?
Brady hat vor kurzem einen Arbeitsvertrag unterschrieben und D. Filipo ist schwer am studieren. Er wird das auch möglichst schnell durchziehen und versuchen, einen Job zu finden. Wie das mit BITUME aussieht, wird sich dann herausstellen.
Kai Schwettmann
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