Keine Freunde oder was? Oder doch? Wo sind diese Freunde? In England? Oder doch in Japan? Was ist mit den USA? Fragen über Fragen, die sich mir stellten, bevor ich das Interview mit Duncan Redmonds machte, seinerzeit "Mastermind", Sänger und Motor der Punk-Legende SNUFF. BILLY NO MATES haben mittlerweile das zweite Album, "C'monletmeseeyoupogo", herausgebracht und sich von einem Soloprojekt Herrn Redmonds zu einer beziehungsweise zwei (eigentlich sollten es drei werden ...) ernst zu nehmenden Band(s) gemausert.
BILLY NO MATES - hat der Name eine spezielle Bedeutung?
Der Name resultiert einfach aus der Tatsache, dass ich das erste Album "We Are Legion" allein aufgenommen habe.
"We Are Legion" war eine Art "Selfmade-Album", wie kam es dazu? Brauchtest du einige Zeit für dich, nachdem sich SNUFF aufgelöst hatten?
Offiziell haben sich SNUFF nicht aufgelöst, es ist nur so, dass wir seit einigen Jahren keine Gigs mehr gespielt haben. Mal sehen, was die Zukunft bringt, wer weiß? Ich habe "We Are Legion" deshalb allein gemacht, weil ich den Ehrgeiz dazu hatte, es zu tun. Andererseits brauchte ich eine Zeit abseits der Hierarchien und Kompromisse innerhalb einer Band. Es war wie eine frische Brise in meinem Leben und ich bin stolz darauf.
Wie lange hat es gedauert, das Album im Alleingang aufzunehmen?
Schwer zu sagen, da es immer wieder in einzelnen Sessions über mehrere Monate aufgenommen wurde. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden hatte, wie man über einen solch langen Zeitraum am besten aufnimmt, da ich vorher immer nur live und mit anderen Musikern aufgenommen hatte. Abgesehen von einigen früheren Demoaufnahmen war es eine ganz neue Erfahrung für mich und ich habe viel dabei gelernt.
Wann dachtest du, sei die Zeit gekommen, eine neue Band zu formieren und die Songs live auf der Bühne zu präsentieren?
Ein paar Monate, nachdem ich die Platte aufgenommen hatte. Zuerst hatte ich lediglich die Absicht, ein reines Studioprojekt daraus zu machen, aber nach der Pause und der Zeit ohne Band fühlte ich mich gut erholt und begann, es zu vermissen. Es war eine großartige Gelegenheit, mit anderen Musikern zu arbeiten. Das ist etwas, was ich immer lieben werde.
Was war der Impuls für dich, zwei Bands zu gründen, und warum eine davon in Japan?
Ich habe mal von GIGANTOR und NOFX gehört, dass Japan ein cooler Ort ist, um dort aufzutreten, aber ist das Interesse wirklich so groß dort drüben?
Es gab viele Gründe. Ich muss mit anderen Musikern arbeiten und kann von ihnen lernen. Rein finanziell gibt es nur die Möglichkeit, dass ich allein herumreise, und außerdem mag ich die Idee, dass die Songs unterschiedlich klingen, wenn ich sie mit unterschiedlichen Musikern spiele. BILLY NO MATES sind wirklich groß in Japan, und einen gehörigen Anteil daran haben die fantastischen Mitglieder in der Band. Ich danke ihnen sehr dafür.
Wo liegt der Unterschied, wenn du mit Menschen aus Japan spielst, verglichen mit den englischen Jungs?
Es ist sehr unterschiedlich, aber ich liebe beides. Jeder Musiker hat eine andere Art, Dinge zu tun oder zu spielen. Die Japaner erfüllen dabei definitiv das Klischee, sehr hart und diszipliniert zu arbeiten, allerdings gibt es manchmal ein gewisses Sprachproblem. Die britische Auffassung von Arbeit ist definitiv nicht so ernsthaft und kompromisslos. Ich bin mit der Tatsache vertraut, dass, wenn ein britischer Handwerker sagt, er wird am Freitagmorgen um 10 Uhr erscheinen, er es voraussichtlich nicht bis um 14 Uhr am Nachmittag schaffen wird. Das würde in Japan niemals passieren. Nach jeder Probe haben wir zum Beispiel besprochen, was bis zur nächsten Probe vorbereitet sein muss. Und ohne jeden Zweifel hatte jeder einzelne Musiker bis zum nächsten Mal all das getan, was er versprochen hatte. Das hat mich manchmal beschämt, da ich oftmals nicht so verlässlich war wie meine Bandkollegen. Ich musste erst lernen, wie ein Japaner zu denken und zu handeln.
Wie waren die Aufnahmebedingungen in Japan?
Die Aufnahmesession in Japan war eine der Besten, die ich je erlebt habe. Es war ein kleines, aber gutes Studio mit einem hervorragenden Techniker an den Reglern. Alle Musiker haben an einem Strang gezogen, das war großartig. Einige der Songs hätten besser werden können, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, aber für die begrenzte Zeit, die wir für die Aufnahmen zur Verfügung hatten, bin ich sehr zufrieden.
Wie seid ihr mit den Menschen in Japan und der Musikszene dort in Kontakt gekommen? Seid ihr getourt?
SNUFF gingen im Jahr 1991 zum ersten Mal nach Japan. Wir coverten einen japanischen Song und ich glaube, das half, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Irgendwie "klickte" es zwischen uns und den Japanern. Von da an verliebte in mich in das Land und die Musikszene.
Ist denn das Line-up für BILLY NO MATES soweit konstant?
Das japanische BILLY NO MATES-Line-up ist soweit konstant, beim britischen hat sich viel verändert, es gab einige Formierungen. Außerdem bin ich, wie gesagt, vom Schlagzeug an die Gitarre gewechselt. BILLY NO MATES UK ist nun eine ganz andere Band, als sie es im Original war.
Soweit ich weiß, wolltest du eine dritte Band in den USA formieren. Das hat aber offensichtlich nicht geklappt. Warum?
Ich vermute, dass meine Musik dort drüben nicht sonderlich populär ist. Außerdem ist es finanziell sehr schwierig, da die Lebenshaltungskosten sehr viel niedriger sind als in Großbritannien oder Japan. Also verdienst du im Vergleich sehr viel weniger Geld dort drüben, wenn du es am Ende in britische Pfund umtauschen musst. Das macht es für UK-Bands sehr schwer, in die USA zu gehen, um etwa zu touren. Das verursacht viele Probleme, es sei denn, jemand ist bereit, viel Geld in das Projekt zu investieren. Ansonsten kann es in den USA nicht klappen.
Bist du eigentlich ein Full-Time-Musiker oder hast du einen Job, der das viele Reisen möglich macht?
Ich lebe jetzt seit 14 Jahren als Musiker. Ich schätze mich sehr glücklich, das tun zu können, was ich liebe, und dafür bezahlt zu werden. Was das Reisen betrifft, kommt es darauf an, wohin ich möchte. Bezogen auf Japan kann ich es immer finanzieren, bei einer Reise in die Staaten, zum Beispiel, sieht das schon etwas anders aus.
Wie sieht dein Alltag aus, wenn du keine Musik machst?
Wenn ich keine Musik mache, verbringe ich soviel Zeit wie möglich mit meiner Familie.
Was planst du für die Zukunft? Wird es Auftritte in Deutschland geben?
In nächster Zukunft wird die britische Formation ins Studio gehen, darauf freue ich mich sehr. Und live an der Gitarre zu sein, bedeutet eine neue Herausforderung für mich, so etwas ist immer sehr aufregend. Die japanische Band wird wahrscheinlich Ende des Jahres auf Tour gehen, die britische hat ein paar Gigs auf der Insel, kombiniert mit einer möglichen Europatournee im Herbst. Wir werden sehen ...
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