Die Kölner Punk-Kneipe Sonic Ballroom ist ein typischer „Verzehrort“ für große Mengen Bier. Logisch, die fast täglich stattfindenden Konzerte sind anstrengend, es wird viel geschwitzt, da muss auch viel getrunken werden. Chris erklärte, warum welche Biere dort ausgeschenkt werden.
Wie wichtig ist der Bierumsatz für eine kleine Szenekneipe mit Konzertbetrieb, gibt es da eine Quersubvention, also ermöglicht der Bierumsatz günstige Eintrittspreise?
Ja, ziemlich genau so ist das. Insbesondere der Partybetrieb am Wochenende subventioniert quasi den Konzertbetrieb und ermöglicht uns damit auch die nach wie vor verhältnismäßig niedrigen Eintrittspreise. Gut besuchte Konzerte finanzieren sich natürlich selbst, aber gerade Newcomer oder so schräges Zeugs, wo kaum einer hingeht, bedürfen dann der internen Quersubvention.
Wie ist eure Erfahrung den Bierpreis betreffend: Wird mehr gesoffen, wenn eine Flasche 0,33 bis 2,50 kostet? Oder verdient man bei teurem Bier auch mehr? Teilweise ist das in den großen Kölner Locations mit 3,00 bis 3,50 Euro für einen 0,3er-Plastikbecher ja recht heftig,
Wir versuchen, sowohl die Eintrittspreise als auch die Bierpreise einigermaßen im Rahmen zu halten. Konzerte kosten im Sonic Ballroom immer so zwischen fünf und acht Euro, ganz selten mal neun oder zehn, und ein 0,33-Bier kostet 2,40, was nach unserer Erfahrung dazu führt, dass die Leute vielleicht auch mal ein paar Bierchen mehr trinken beziehungsweise sich auch mal ein interessantes Konzert einer unbekannten Band angucken. Es gibt sicherlich auch noch Läden, die das unterbieten können, aber wir wollen einerseits ein bestimmtes Qualitätslevel bieten – musikalisch, Sound, Licht, kaltes, leckeres Bier – und müssen ja auch andererseits irgendwie davon leben.
Der Biermarkt wird von ein paar wenigen Konzernen dominiert. Nun wird im Punkrock immer der Independent-Gedanke hochgehalten, doch beim Bier säuft man Major-Plörre. Wieso gibt es bei euch und eigentlich auch sonst überall kein „Indie-Bier“?
Bei uns steht in der Tat auch der Mainstream im Kühlschrank: Sion Kölsch, Beck’s, Astra, Bitburger, Jever. Experimente mit andern Biersorten wie zum Beispiel Pogorausch sind in die Hose gegangen, die Leute saufen halt das, was sie kennen.
Die allermeisten Kneipen und Clubs sind an Brauereien oder Getränkegroßhändler gebunden. Was hat das zur Folge, welche Vorteile hat man als Pächter davon, abgesehen von einem nagelneuen Beck’s-Kühlschrank?
So ein nagelneuer Beck’s-Kühlschrank kostet im Laden schon ein paar Hunderter, wir haben davon allein fünf Stück, das ist also schon mal nicht zu verachten. Ansonsten kommt es natürlich immer auf das Verhandlungsgeschick mit dem Lieferanten an. Als beispielsweise das Ordnungsamt den Sonic Ballroom vor knapp zehn Jahren zunächst zugemacht hat, und wir natürlich wieder loslegen wollten, waren einige Umbau- und Schallschutzmaßnahmen notwendig, die wir jetzt auch nicht unbedingt aus der Hosentasche bezahlen konnten, auch bei der Verbesserung der Ton- und Lichtanlage im Laufe der Jahre konnten wir immer wieder mal die Hand aufhalten. Renovierung der Toiletten, Biergartenmöbel und solche Sachen gehören ebenfalls dazu.
Und welche sind eure Bier-Favoriten, welche die eurer Gäste?
Intern läuft seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kölsch und Bit, die Gäste trinken in erster Linie Beck’s, Kölsch und Astra.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Joachim Hiller