Wer steckt eigentlich hinter dem Ox? Dass die ganzen Interviews und Reviews nicht bloß von den Bandinfos abgeschrieben und von Google übersetzt werden, sondern von leibhaftigen Menschen stammen, die sich – allen Widrigkeiten zum Trotz – für das Ox und andere linke subkulturelle Aktivitäten einsetzen, soll künftig diese kleine Interviewserie zeigen. Den Anfang macht Bianca Hartmann.
Meine erste Frage, seit wann du beim Ox dabei bist, kann ich mir selbst beantworten, da ich genau nach dir das Praktikum gemacht habe.
Ha, da bringst du mich gleich ein bisschen ins Schwitzen, aber ja, das war im Sommer 2010. Da haben wir an Ausgabe 91 gearbeitet.
Warum ein Praktikum beim Ox?
Das kam ziemlich bald, nachdem ich mit der Schule fertig war. Ich wollte immer was mit Musikjournalismus machen und dachte, das Studium kann noch ein Jahr warten. Ich habe das Ox immer gern gelesen, weil dort unpopuläre Bands drin sind und es musikalisch nicht so eng gestrickt ist wie zum Beispiel das Plastic Bomb. Ich habe viele Bands über die Sampler, Reviews und Interviews entdeckt. Für mich war es naheliegend, dort nachzufragen.
Du schreibst im Ox ja viel über deutsche Bands, überwiegend aus dem Emo/Indiebereich.
Das stimmt! Das kommt durch MUFF POTTER und wie die Band mir das Teenagerdasein erträglich machte. Von da aus liegen andere wie MATULA, DUESENJAEGER oder CAPTAIN PLANET nicht weit weg. An der deutschen Sprache hängt diese Vorliebe nicht unbedingt, sondern eher am Vibe.
Welches war das schönste Interview? Und wen würdest du gern mal ausfragen?
Eine meiner schönsten Interviewerfahrungen war die mit der Band KÄFER K aus Münster, die es leider nicht mehr gibt. Die haben mich in eine total ranzige Kneipe eingeladen. Es war so schön, weil es ein so entspannter Rahmen war. Mit wem ich unbedingt gerne mal sprechen würde, das ist Amanda Palmer von den DRESDEN DOLLS. Nach allem, was man von ihr liest und hört, muss sie eine unglaublich interessante Frau sein, die garantiert wahnsinnig interessante Dinge zu sagen hat. Da wäre ich allerdings auch irrsinnig nervös.
Du machst ja auch selbst Musik in diversen Bands. Da gibt es zumindest LHOTSE und DR. DOSENBIER.
Es gibt auch noch NAIVE und ich bin gerade dabei, noch eine Band zu gründen. LHOTSE waren meine erste richtige Band. Unser Schlagzeuger Lars ist vor ein paar Jahren aus Köln weggezogen. Es gibt uns noch, aber aus dem Grund passiert da eher alle paar Monate was. DR. DOSENBIER sind ulkigerweise am aktivsten. Bei NAIVE war eine Zeit lang viel los; momentan herrscht da aber Pause, weil unsere Sängerin und unser Schlagzeuger Nachwuchs bekommen haben.
Und bookst du auch Konzerte?
In letzter Zeit ist das ein bisschen eingeschlafen, weil der Spaß abhanden gekommen ist. Aber ja, ich hab mit ein paar Leuten viel in Köln gemacht. Vielleicht kommt das noch mal wieder.
Und nebenbei studierst du ja auch noch. Was ist der Grund für dein Engagement?
Die Musik macht unheimlich viel Spaß und ist etwas, das ich mir als Teenie immer gewünscht hab. Ich habe nicht so richtig daran geglaubt, dass ich Leute finde, die mit mir in einer Band spielen wollen und mich an die Gitarre lassen. Konzerte zu veranstalten macht auch viel Spaß und kommt mir auch in dem DIY-Rahmen, in dem ich sie gemacht habe, sehr wichtig vor. Man lernt diese spannenden Projekte kennen, wie zum Beispiel das AZ Köln, und möchte einfach auch ein Teil davon sein und diese unkommerzielle Kultur fördern. Es geht ja bei linken Freiräumen lange nicht nur um Konzerte. Solche Veranstaltungen geben Bands und Künstlern eine Bühne, die kein großer Club auftreten lassen würde. Das Ox funktioniert im Grunde ja ähnlich. Hier finden auch Bands Platz, für die sich andere Magazine nicht interessieren.
Hast du eine*n Lieblingsschreiber*in?
Ich bin großer Fan von Alex Gräbeldinger, Julia Brummert, H.C. Roth und Anke Kalau.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Robert Rittermann