BAZOOKAS

"....first we need the car. And after that, the drugs. And then the tape recorder, for special music, and some Acapulco shirts." - hätte Hunter S. Thompson die BAZOOKAS gekannt, wäre bei dieser abenteuerlichen Fahrt vielleicht noch ein Tape von ihnen dabeigewesen. Möglicherweise. Sicher dagegen ist, daß die Platten der BAZOOKAS bereits seit geraumer Zeit gerne mal den Weg auf meinen heimischen Plattenteller finden, und auch so manch lauschiger von mir geleiteter DJ-Abend wurde durch den ein oder anderen BAZOOKAS-Song versüßt.
Seit ca. 1992 rocken die Bazookas nun schon Hamburgs Garagen kurz und klein. Hervorgegangen ist die Band aus der Formation PAT FRAZOR & HIS BAZOOKAS, welche unter dem Namen auch schon einige Platten veröffentlichten. Aber das alles ist Geschichte. Was zählt, ist jetzt und heute. Und jetzt und heute zählen die BAZOOKAS zu den besten Live-Acts aus dem Garagepunk-Bereich unserer Republik. Auch wenn man sich, was Veröffentlichungen anbelangt, in den letzten zwei Jahren rargemacht hat, ist die Band live stets präsent gewesen und plant für dieses Jahr ihre erste LP rauszubringen. Bisher gibt es von den BAZOOKAS eine 10" Mini-LP, sowie vier Singles, die allesamt durch die Bank hörenswert sind und einen im Hinblick auf das Album in Vorfreude versetzen.


Zahlreiche Jahre über waren die BAZOOKAS ein Quartett, doch als Basser Todd es vorzog, lieber Holzfäller als Musiker zu werden, übernahm Sängerin Meetz den Viersaiter und teilt sich seither den Gesang mit dem Gitarristen Jan. Das daraus entstandene Trio wird zu guter letzt noch von Drummer Lars komplettiert. Soweit zur Bandhistorie.

Da anscheinend zahlreiche Labels in Deutschland an Geschmacksverirrung leiden und lieber drittklassige Uffta-Stumpfpunkband signen, als sich den wahren Größen zu widmen, entschlossen die BAZOOKAS bereits für ihre zweite Single "17M", diese in Eigenregie auf dem extra dafür ins Leben gerufene Label Fanboy Records zu veröffentlichen. Genügend Erfahrungen hatte man als Angestellte diverser Plattenfirmen in den Jahren zuvor schon sammeln können. Nachdem drei weitere BAZOOKAS-Platten folgten, entschloß man sich in diesem Jahr dazu, auch Platten anderer Bands rauszubringen. Für den Anfang wären das NIXON NOW, ODDBALLS´ BAND und die CELLOPHANE SUCKERS mit jeweils einer schmucken Single (siehe Reviews). All das ließ es mir sinnvoll erscheinen, den BAZOOKAS mal auf den Zahn zu fühlen. So kam es, daß ich Meetz (M.) und Jan (J.) eines Samstagabends zu mir ins heimelige Penthouse zu Chilli con Carne und Pils einlud, um ihnen in Form eines kleinen Brainstormings das ein oder andere Statement zu entlocken.

ANARCHIE

M: Da geht es ja gleich gut los mit.

J: Wärst du heute mal bei mir zu Hause gewesen, hättest du Anarchie hautnah miterleben können.

BETON

J: Werden wir in Zukunft ständig um uns haben, denn unser neuer Proberaum besteht zu hundert Prozent aus Beton.

BIER

M: Definitiv ja, solange es kein Kölsch ist.

J: Ein hundertprozentiges Ja zu Bier.

SUPERHELDEN

J : Da muß ich an "Dead Pussy" denken. Das ist von Daniel Clowes, ein cooler Zeichner, der Superhelden-Comics zeichnet. Das ist aber eigentlich der Anti-Typ dazu.

HAMBURG

J: Für das Wetter kann die Stadt nichts.

ALDI

J: Da kauf ich nicht ein, weil es mich da gruselt.

FC ST. PAULI

M: Trauerspiel. Eigentlich hätte es aber ein schöner Verein sein können, haben jedoch jetzt gerade erst wieder eins zu vier in Ulm verloren und dazu auch noch die Lizenz verloren. Im Moment ist es daher das schlechteste Thema, über das du mit uns reden kannst.

ERSTE SCHALLPLATTE

M: Die rote von den BEATLES.

J: FISCHER Z "Going Dead For Living". (allgemeines Gelächter) Das war zu New Wave-Zeiten. Außerdem ist die gar nicht so schlecht. Die anderen Platten von denen sind viel schlimmer, aber die habe ich ja auch nicht. Also lacht nicht.

LIEBLINGSRAMONE

J: Die sehen alle so gleich aus. Ich kann die gar nicht auseinanderhalten.

M: Dee Dee. Schlimmer geht´s nimmer.

LIEBLINGSESSEN

M: Spaghetti Pesto mit viel Knoblauch.

J: Mexikanische Fischsuppe mit ganzen Stücken.

ELIVS PRESLEY

J: Verkörperung des amerikanischen Traums. Vom Tellerwäscher zum Millionär, dann drogensüchtig werden und zum Schluß sterben. That´s the American Dream.

NO FUTURE

J: Haben wir vor fünfzehn Jahren gesagt. Aber langsam zweifeln wir an der Richtigkeit dieser Aussage.

DROGEN

M: Wenn es paßt, ist gut. Solange es noch reingeht. Also kein grundsätzliches Nein.

J: Wenn es nicht zu teuer wird.

SEXUELLE VORLIEBEN

M: Erlaubt ist, was gefällt. Zum Beispiel mit dem Zivi auf dem Tisch vom Martinsmarkt im Altenheim. Sowas vergißt man so schnell nicht.

DEVIL DOGS

J: Super Band, die nur leider schon einige Zeit nicht mehr gibt. Die "Saturday Night Fever" kann ich mir kaum noch anhören, weil die Platte schon so oft rauf und runter gedudelt wurde.

AUTOS

M: Nützlich. Aber schön werden sie erst, wenn sie alt sind.

J: Aber Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch weit auseinander, doch wir arbeiten dran. Wir haben uns immerhin auf 60 PS hochgearbeitet, und das bei 1,5 Tonnen.

PAT FRAZOR

M: Die Band hieß früher mal PAT FRAZOR & HIS BAZOOKAS. Dann sind wir beide dazugestoßen, als der Sänger und Gitarrist ausgestiegen ist. Das war halt eine Langenhorner Punk-Lustig-Band, die in tollen Läden gespielt hat, wie in Bargteheide, im "Bazooka" in Bonn, dreimal im "Lemitz" auf dem Tresen. Klasse Band, die aber mit den heutigen BAZOOKAS nicht mehr viel gemeinsam hat. Es gab aber eine Entwicklung.

J: Wir haben konsequent alle vergrault. Von PAT FRAZOR & HIS BAZOOKAS ist heute kein Originalmitglied mehr dabei. Todd war der letzte. Das lustigste ist aber, daß ich die Band vor meiner Zeit nie gesehen hatte.

SONICS

J: [/b] Haben wir oft genug gecovert. Langsam reicht es. Aber ich höre die immer wieder gern, gerade erst gestern wieder.

SWING

M: Finde ich ganz schön und mag es gerne hören. Solange dann endlich mal das Ska-Revival tot ist.

J: Brian Setzer finde ich ganz brauchbar. Das Konzert letztens in der Großen Freiheit war klasse. Der Typ kann halt super Gitarre spielen. Bei Brian Setzer ist aber auch noch viel Rockabilly mit drin. Wenn es jedoch zu "swingig" wird, dann begeistert mich das nicht so sehr.

ELEKTRONISCHE MUSIK

M: Da habe ich mich mittlerweile auch dran gewöhnt. Immerhin weiß ich inzwischen, daß nicht alles, was elektronisch ist, automatisch Techno sein muß. Das habe ich jetzt gelernt. Außerdem kann ich unterscheiden zwischen den Sachen, die ich nicht mag - was viel ist - und den paar Sachen, die ich mag.

J: Da kann man gute Sachen mit machen, muß man aber nicht.

SURFEN

J: Da bin ich wohl der Fachmann für. Wir leben hier leider im falschen Land, um diese Sportart gut ausüben zu können. Deswegen mach ich es immer seltener. Surf-Musik ist da schon eine entspanntere Sache, weil man sich dafür ja nicht unbedingt ins kalte Nordseewasser stürzen muß.

HUNDE UND RATTEN

J: Leuten mit Hund gebe ich nichts.

M: Ich habe einen sterilisierten Hund und komme damit klar. Und Ratten sind inzwischen ja auch keine reinen Punker-Haustiere, wie man erst neulich beim großen Rattenfreundetreffen sehen konnte.

FANBOY RECORDS

M: Es fing alles damit an, daß wir auf der Suche nach einem Label waren. Zuvor hatten wir ja unsere erste Single bei Impact gemacht, und die boten uns auch an, ein Album von uns zu veröffentlichen. Allerdings fühlten wir uns durch das Programm, für das Impact steht, nicht würdig vertreten. So sehr mag ich auch die Politik des Labels nicht. Abrechnungen kommen frühestens nach der fünften Mahnung und irgendwie hast du als Band da überhaupt keinen Überblick, was von deinen Platten im Endeffekt verkauft wurde. Aber egal. Danach kam dann die Geschichte mit Rodrec.

J: Genau. Wir sollten bei Rodrec eine Platte machen, der Studiotermin war gebucht, und eine Tour mit Chelsea stand angeblich auch schon. Als sich Chelsea dann allerdings wohl endgültig aufgelöst hatten, fiel mit der Tour auch die ganze Geschichte mit der Platte aus welchen Gründen auch immer ins Wasser. Plötzlich hatten wir keine Gigs, keine Platte und standen ein bißchen dumm da. Darüber waren wir natürlich alle genervt, vor allem weil uns vorher alles mögliche versprochen wurde. Also haben wir uns gedacht, daß wir uns so eine Kacke nicht mehr antun und es lieber selber machen wollten. Man muß sich dann auch nicht mehr von irgendwelchen Idioten die Hucke vollsülzen lassen. So ist Fanboy Records entstanden. Inzwischen sind ja auch nicht nur die BAZOOKAS Platten auf Fanboy Records erschienen. Die ODDBALLS´ BAND, NIXON NOW und die CELLOPHANE SUCKERS haben da den Anfang gemacht.

DR. BONE ENTERPRISE

J: Ich habe nebenbei auch noch T-Shirts designt und selber drucken lassen, die dann unter dem Namen Dr. Bone Enterprise vertrieben wurden. Aber inzwischen gibt es Dr. Bone nicht mehr, das läuft jetzt ebenfalls unter Fanboy. Ab und zu werde ich auch noch mal ein Motiv fertig machen.

ZUKUNFTSPLÄNE

M: Als nächstes werden wir unser Album in Angriff nehmen. Das machen wir komplett selber. Die Aufnahmen will Jan machen und veröffentlichen werden wir die Platte auch auf Fanboy. Und einen neuen Proberaum beziehen wir demnächst auch noch. Vielleicht kriegen wir sogar mal eine Tour hin, denn diese Konzerte nur am Wochenende nerven auf Dauer auch etwas, wenn man für eine Show extra durch die ganze Republik reisen muß.