Noisolution hat eine neue Band am Start und schon gehen die Antennen auf Empfang. Das Indielabel aus Berlin hat ein gutes Händchen für Fuzz, Noise und Psychedelic. Genau in diesem Spannungsfeld bewegen sich auch THE BALLET BOMBS, drei Wuschelköpfe aus Eindhoven. Mit „Mutations“ wirft das Trio seinen ersten Release auf den Markt. Allerdings kein Studioalbum, sondern eine Live-10“ mit fünf Songs, aufgenommen im Doornroosje in Nijmegen und im Mezz in Breda. Wie es dazu kam, erzählen uns Gitarrist Rubin van Nistelrooy und Bassist Frankie Fuzz.
Wie seid ihr zusammengekommen?
Frankie: Da gibt keine romantische Geschichte. Wir haben alle das Rock City Institute besucht, eine Art Berufsschule für Musiker in Eindhoven. Wir hatten dort den Auftrag, Bands zu gründen, und Robin, Erik und ich sind über das Thema Ty Segall gleich ins Gespräch gekommen. Aus dem Schulprojekt wurde die Band dann schnell zur Oase der Erholung zwischen den Schulstunden. Inzwischen sind wir nicht mehr auf der Schule, aber die Band gibt es immer noch.
Dann ist Eindhoven wohl eine sehr gute Homebase, um eine Band zu starten?
Rubin: Eigentlich ideal, vor allem für härtere Genres. Denn neben dem Rock City Institute gibt es noch die Metal Factory, in der auch Musiker ausgebildet werden. Die hängt mit dem legendären Festival und dem gleichnamigen Club Dynamo zusammen. Deshalb gibt es in Eindhoven jede Menge hungrige Nachwuchsmusiker, die Bock auf eine Band haben. Und natürlich jede Menge Orte für Konzerte wie De Effenaar oder der Skatepark Area 51 oder Festivals wie Psych Lab oder Fuzz Club. Eindhoven hat eine lange Geschichte, was Rockmusik und Metal angeht, nicht so wie Amsterdam, da fühlen sich eher die Hipster zu Hause.
Warum ist eure erste EP eine Live-Aufnahme?
Frankie: Wir sollten vor zwei Jahren eigentlich beim Roadburn Festival in Tilburg spielen. Also haben wir Shirts in Auftrag gegeben, was uns eine Stange Geld in Vorleistung gekostet hat. Dann kam das Virus, das Festival fiel aus und wir saßen auf einem Berg Schulden. Deshalb konnten wir uns keinen Studioaufenthalt leisten und haben stattdessen einen DIY-Release veröffentlicht. Aber wir sind auch große Fans von MC5 und die haben auch mit einem Live-Album angefangen. Warum also nicht?
Frankie: Wir waren mit ¡PENDEJO!, einer anderen Band aus Eindhoven, auf Tour. Die machen Stoner-Rock mit spanischen Texten. Da haben wir in sehr coolen Clubs gespielt, deshalb habe ich mich danach ans Telefon gesetzt und überall angerufen, ob ich die Mitschnitte haben kann. Unser Live-Set ist ziemlich stark und drückt auch perfekt das aus, wofür die Band steht. Wir wussten vorher nicht, dass wir die Aufnahmen verwenden würden, deshalb haben wir völlig befreit aufgespielt. Das passt also ziemlich gut zu uns.
Auf den ersten Blick geht es in euren Texten vor allem um Beziehungen. Ist das richtig?
Frankie: Die Songs vom Album sind entstanden, als wir noch gemeinsam in der Schule waren. Zu dieser Zeit war ich schwer in eine Mitschülerin verliebt, aber das hat leider überhaupt nicht funktioniert. Deshalb schweben wir auf der EP auch nicht auf rosa Wolken. Jeden Tag wurde ich damals mit meiner Frustration konfrontiert. Dieses schlimme Gefühl musste ich irgendwie loswerden. Da hat mir die Band sehr geholfen. THE BALLET BOMBS waren also die perfekte Therapie für mich, um mit meinen Emotionen umzugehen. Mit der EP ist diese unangenehme Zeit für mich abgeschlossen, jetzt schreiben wir andere Songs.
Eure Musik ist eine Mischung aus Sixties-Garage-Rock, Noise und High-Energy-Rock’n’Roll. Wie ist der entstanden?
Rubin: Frankie steht voll auf diesen Garage-Sound der Sechziger, unser Drummer Erik hört vor allem Stoner-Rock und ich bevorzuge eher Classic Rock aus den Seventies. Der Sound von THE BALLET BOMBS ist wie eine Art Querschnitt unserer Geschmäcker. In diesem Dreieck entstehen unsere Songs. Früher haben wir Nineties-Rock gemacht, der sehr catchy war. Diese Songs spielen wir aber nicht mehr, weil sie nicht mehr in unser Live-Set passen.
Rubin, bist du mit dem berühmten Stürmer Ruud van Nistelrooy verwandt? Der hat auch für PSV Eindhoven gespielt.
Rubin: Das bin ich tatsächlich, aber nur entfernt. Sein Opa und mein Opa waren Brüder. Er kommt wie ich aus dem kleinen Örtchen Oss. Als Kind habe ich immer seine Shirts von Manchester United oder Real Madrid bekommen. Ich habe ihn aber nur ein paar Mal getroffen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und Wolfram Hanke
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