BAD WOLVES

Foto© by Wombat

Ein zweites erstes Album

Nach dem unschönen Weggang ihres Sängers Tommy Vext, der sich in Verschwörungserzählungen versponnen hatte und dann auch als Trump-Supporter und wegen häuslicher Gewalt Schlagzeilen machte, füllte die Lücke am Mikrofon Sänger DL. Nun steht das zweite Album mit ihm als Frontmann der BAD WOLVES an und es scheint, als würden viele Geschehnisse nun darauf aufgearbeitet. DL gibt uns Auskunft darüber, was er von Fans hält, die mit der Veränderung immer noch nicht klargekommen sind, und wie er mittlerweile in der Band angekommen ist.

Das letzte Album „Dear Monsters“ war das erste mit dir als Sänger – Fans sind ja nicht immer glücklich über Besetzungswechsel, besonders wenn es um den Sänger einer Band geht. „Die About It“ ist nun das zweite Album mit dir. Was denkst du, haben sich eure Fans damit abgefunden, was und wer BAD WOLVES jetzt sind?

Manche haben es und manche werden es nie tun, es ist, wie es ist. Am Ende des Tages wollen echte BAD WOLVES-­Fans sehen, dass wir in einem gesunden Umfeld weitermachen, das Wachstum für die Band ermöglicht. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber BAD WOLVES sind so stark wie nie zuvor, personell und künstlerisch. Für diejenigen, die immer noch einen Groll gegen die Band hegen, aus welchem Grund auch immer, hört euch an, was auch immer ihr wollt, das ist mir scheißegal.

Es gibt ein paar Songs auf „Die About It“, die sich mit der Situation, in der sich die Band befand, zu beschäftigen scheinen: „Bad friends“, „Die about it“, „NDA“, „Say it again“, „Turn it down“. Es muss eine sehr stressige Situation gewesen sein, wie hat euch das Schreiben dieser Songs geholfen, das alles zu verarbeiten?
Es fühlte sich einfach gut an, eine Gelegenheit zu haben, ehrlich zu sein und uns Dinge von der Seele zu reden. Dieses Album wirkte in dieser Hinsicht therapeutisch.

Ich möchte gar nicht allzu lange in der Vergangenheit verweilen – aber erlaube mir trotzdem noch eine Frage: Beschäftigt euch das ganze Drama, die Gerichtsverfahren und alles, was passiert ist, immer noch hinter den Kulissen? Oder habt ihr es geschafft, weiterzumachen und „einfach“ wieder eine Band zu sein?
Das kommt auf den Tag an. Wir versuchen einfach, unsere Energie und Aufmerksamkeit auf die Musik zu konzentrieren, die wir machen. Der ganze Kram ist nur Quatsch. Blödsinnige Ablenkung.

Lass uns über „Die About It“ sprechen. Ich finde, dass auf der Platte musikalisch eine Menge passiert. Das Saxophon bei „NDA“, große Refrains, Rap-Parts, aber es ist immer noch ein hartes Album – es fühlt sich so an, als hättet ihr euch wirklich ausgetobt, so sehr es für BAD WOLVES möglich ist. Was hat euch dabei geholfen, ein Album zu kreieren, das so viele Seiten hat?
Wir sind ohne Erwartungen und ohne Regeln an das Schreiben herangegangen. Uns geht es immer darum, nichts unversucht zu lassen, wenn wir neue Musik machen. Ich muss etwas fühlen, wenn ich etwas schreibe oder etwas von den anderen höre. Wenn es so heavy ist und mich zum Lachen bringt oder wenn es so melodisch und großartig klingt, dass ich Gänsehaut bekomme. So weiß ich, dass wir an diesem Riff oder diesem Song weiterarbeiten müssen.

Gab es irgendwelche Ideen, die am Ende nicht funktioniert haben oder die zu weit hergeholt waren? Was hat das Aufnahmestudio nie verlassen?
Wir haben eine Menge Musik für „Die About It“ geschrieben, die es nicht auf die Platte geschafft hat. Nicht weil es keine guten Songs waren, sondern eher weil sich mit der Zeit, wenn wir fünfzig Songs oder was auch immer haben, herauskristallisiert, was die Favoriten sind und was zusammenpasst. Diejenigen, die zur Geschichte des Albums passen, beginnen sich durchzusetzen.

Da dies das zweite Album mit dir ist, hast du das Gefühl, dass sich deine Position in der Band verändert hat? Ich meine, ihr hattet jetzt mehr Zeit, als Band und Songwriter zusammenzuwachsen. Würdest du sagen, dass „Die About It“ mehr von DL enthält als „Dear Monsters“?
Ja, absolut. Ich habe dieses Album zusammen mit Boecklin und Gilbert von Anfang an mitproduziert, im Gegensatz zu „Dear Monsters“, bei dem ich erst nach der Hälfte der Zeit eingestiegen bin. Ich denke, dass das Ergebnis dadurch sehr viel persönlicher geworden ist. Ich hänge viel mehr an diesem Material. Es fühlt sich in gewisser Weise wie mein erstes Album mit BAD WOLVES an.