ACTION FILM SURVIVORS VS. ESTRICH BOY

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Frage-Antwort-Wettkampf

Zwei junge Bands, jeweils drei CDs mit sechsmal guter Musik. Warum sollte man diese Bands also nicht kennen lernen wollen? Eben! Hier nun ein Parallelinterview, ein Schlagabtausch, ein Duell der Worte und Meinungen. Duisburg trifft auf Voerde, Ruhrpott gegen Niederrhein – alles an einem unglaublich schwülen Mittsommerabend, an dem eimerweise der Schweiß Körperpartien herunterläuft, die man bisher selber noch nie entdeckt hat oder hätte wollen. Doch nun, Ring frei – der einfacheren Verständlichkeit halber sind alle antretenden Mannschaftsmitglieder mit den Kürzeln AFS und EB markiert. Im Ring stehen für die ACTION FILM SURVIVORS Stefan (Geschrei/Gitarre), Mark (Bass), Alex (Schlagzeug) und Skotty (Tasten). Das Team ESTRICH BOY wird vertreten durch Manuel (Gesang/Gitarre), Christian (Schlagzeug) und via telekommunikativer Konferenzschaltung Raphael (Gesang/Bass). Aus undefinierbaren Gründen können leider nicht teilnehmen: Daniel, Kopf, Sänger und Gitarrist der ACTION FILM SURVIVORS und Nils, zweiter Gitarrist von ESTRICH BOY. Die Teams sind locker, verschmitzt verschwitzt, stärken sich mit Weingummi und Wasser. Der Gong ertönt.


Runde eins: Kurz und knapp – was ist passiert, seit der ersten Idee, eine Band zu gründen?

Manuel (EB):
Mein Bruder Raphael und ich haben uns damals mit zwei Schulfreunden getroffen, um im Keller unserer Eltern zu jammen. Wir hatten Spaß an Instrumental-Ideen und das machte die ersten Lieder oft lang. Seltsames Zeug, mit Hang zum Melody-Punk. Nach bandinternen Veränderungen und zwei Demos gibt es eine neue EP namens ‚Frameworks‘, die eigentlich gar nicht mehr so neu ist. Die Besprechungen waren bisher fast durchweg ganz geil. Uns wird Eigenwilligkeit zugesprochen.
Stefan (AFS): Daniel, Chrissi, unser alter Schlagzeuger und ich haben früher in einer schlechten Punkband gespielt und uns dann entschlossen eine eigene Band zu gründen. Das war die Motivation, schließlich war die Punkband wirklich schlecht. Die Band hieß FUCK THEM ALL.

In Anlehnung an METALLICA?

Stefan (AFS): Watt? Nein! Und sechs Monate später haben wir dann unsere erste Demo-CD aufgenommen. Dann kam der Erfolg! Jetzt sind wir am Ende, wegen all der Drogen.

Trotzdem habt ihr es geschafft, noch zwei CDs mehr aufzunehmen?

Alex (AFS):
Ja, wir sind ja weiterhin knallhart zum Proben gegangen und haben pausenlos neue Stücke geschrieben. Die Drogen haben uns nicht klein gekriegt.

Runde zwei: Nun seid ihr mit beiden Bands auf verschiedenen Labels. Wie ist es denn dazu gekommen und wie fühlt man sich in der Obhut einer höheren Daseinsform?

Mark (AFS):
Nach einigen Absagen mit der zweiten CD hat sich Matthes dann mit seinem neu gegründeten Label Coffee-Music netterweise an uns gewandt und mit uns die dritte, neue CD namens ‚The Great Seven‘ produziert.

Wer ist dieser Matthes und woher kennt ihr ihn?

Alex (AFS):
Wir kannten uns schon aus der Schule und er ist der Ex-Gitarrist von JANE und ALL GENTLE. Man kennt sich halt.

So, und wie sieht’s bei ESTRICH BOY aus?

Christian (EB):
Wir haben die aktuelle EP verschickt wie bescheuert, aber irgendwie nicht an Redfield-Records. Nach zwei Monaten meldete sich jedoch auf einmal Kai von ebendiesem Label. Er hätte über Umwege unsere CD bekommen und fragte, warum das denn über Umwege laufen musste.

Und ihm gefiel die CD also?

Manuel (EB):
Offensichtlich ja, er war erstaunt, eine komplett fertige CD in den Händen zu halten, gepresst mit Booklet usw. Anscheinend gefiel ihm auch die Musik. Auf jeden Fall legt er sich nun mächtig für uns ins Zeug und wir freuen uns riesig darüber! Kai macht, denke ich, mehr, als man von einem Label-Chef erwarten kann oder sollte.
Stefan (AFS): Genau! Beim Matthes ist das noch viel besser!

Runde drei: Was erhofft ihr euch von der Zukunft, so als praktizierende Rockmusiker?

Alex (AFS):
Hoffentlich mehr Leute bei Konzerten, hoffentlich mehr Auftritte.

Was ist mit Resonanz?

Alex (AFS):
Die, die bei den Konzerten waren, fanden uns meistens gut.
Mark (AFS): Und auch die Reviews zum Album waren bisher durchweg positiv.

In Zeiten von Star-Search und D.S.D.S., wie sieht es denn da so mit Träumen aus?

Mark (AFS):
Schlecht!
Manuel (EB): Träume sind Scheiße, arbeiten muss man!
Stefan (AFS): Echt, sei doch mal ‘n biscken realistisch, nicht so’n Hansguckindieluft.
Christian (EB): Ich sing nur: I dream, I wasn’t dreaming!
Stefan (AFS): Und: I haaaave a dreeeam!

So, nun aber wieder zum Ernst des Musik-Business. Wie sieht es denn bei ESTRICH BOY mit der Zukunft aus?

Manuel (EB):
Für Ende des Jahres planen wir ein Album, das im Frühjahr nächsten Jahres auf Redfield erscheinen soll. Das neue Material scheint noch abwechslungsreicher zu werden, als das der letzten EP.

Wie wird es denn klingen?

Christian (EB):
Wie nennt man das, Prog-Rock oder so? Ich würde schon sagen, dass Manuel ziemlich CAVE IN-beeinflusst ist, während das Material von Raphael eher tanzbarer, weniger vertrackt daherkommt.

Ich habe gehört, obwohl das Album ja gerade erst erschienen ist, dass die ACTION FILM SURVIVORS auch wieder neue Songs haben.
Stefan (AFS):
Ja, wir haben neue Songs, und wir haben uns kürzlich entschieden, gerade live nur noch schnellere Songs zu spielen. Die drei neuen Stücke sind nämlich alles andere als langsam, sondern rhythmisch ausgefeilter. Das Material orientiert sich eher an den Songs des neuen Albums, die eben weniger getragen und mit Geschrei durchsetzt sind.

Also Screamo?

Alex (AFS):
Was ist denn überhaupt Screamo?

Emo mit Geschrei.

Alex (AFS):
Ich würde sagen, das ist immer noch Punkrock. Punkt.

Runde vier: Wie würdet ihr denn selbst euren Stil beschreiben:

Raphael (EB):
Ich bin natürlich von den ACTION FILM SURVIVORS beeinflusst. Des weiteren von allen Redfield-Bands. Ah! Spaß beiseite! Ich höre die Bands, die die Mädchen bevorzugt auf den T-Shirts tragen. Momentan aber auch TAKING BACK SUNDAY oder ‚The Best of John Lennon‘. Es kommt eigentlich nicht auf den Musikstil an, den man spielt, sondern auf das Songwriting. Je nachdem, aus wessen Feder unsere Lieder stammen, drücken manche eben auf die Tränendrüse, andere rocken eben oder sind anspruchsvoller arrangiert. Man sollte sich weiterentwickeln und sich trotzdem treu bleiben.
Christian (EB): Die Presse schreibt, dass wir Alternativerock machen.

Und was sagen die ACTIONs?

Skotty (AFS):
Ich darf das nicht sagen, ich spiele nur Keyboard! Obwohl, wenn ich was sagen dürfte, dann würde ich es wohl Highschool-Punkrock nennen.
Stefan (AFS): Nee, würde ich nicht sagen. Veto! Das, was wir machen gehört schon in die Punk-, aber auch Emo-Abteilung. Ich bin momentan zum Beispiel beeinflusst von THE EARLY NOVEMBER und THURSDAY.

Runde fünf: Mit welcher Band würdet ihr am liebsten mal zusammen spielen oder gar auf Tour gehen?

Christan (EB):
THE STEREO, weil es super Musiker und wahnsinnig nette Leute sind!
Stefan (AFS): BEEZEWAX, mit denen wir auch schon gespielt haben und die ebenfalls supernett waren. Und nach dem Konzert haben sie uns unter den Tisch gesoffen.
Mark (AFS): Und THE POLICE natürlich!

Und wenn ihr Superstars seid, welche Band würdet ihr am liebsten als Vorgruppe vor euch spielen sehen?

Raphael (EB):
AC/DC oder die FOO FIGHTERS vielleicht!
Stefan (AFS): TOOL und PINK FLOYD.
Alex (AFS): Da bring ich mich vorher um! So’n Scheiß!

Runde sechs: Was ist es für ein Gefühl auf der Bühne zu stehen?

Christian (EB):
Raphael, sach du was, ich sitz ja nur rum.
Raphael (EB): Stimmt, Chricky sitzt ja hinter der Bumsmaschine. Nun, nervös bin ich eigentlich nicht mehr, ist eben einfach immer nur große Vorfreude.
Mark (AFS): Das hängt auch ganz vom Publikum und dem Auftrittsort ab.
Stefan (EB): Jeder kriegt bei uns die volle Action, ob nur einer da ist oder Tausende.
Alex (AFS): Wir mögen es, wenn der Pit mosht, wenn uns das Blut der Gäste auf der Bühne ins Gesicht spritzt.

Runde sieben: Und sonst ... Was habt ihr so Karneval gemacht?

Skotty (AFS):
Wie war noch gleich die Frage?

Runde acht: Worum geht es denn so in euren Texten?

Alex (AFS):
Das ist ein rotes Tuch für uns, ein sehr heikles Thema.

Warum?

Alex (AFS):
Ist halt schwierig mit der Inspiration und dem Schreiben.
Manuel (EB): Apropos rot, Raphael schreibt oft über die Liebe und allumfassende Wohin- und Warum-Texte. Und bei mir geht es auch um dergleichen, manchmal denke ich mir auch kleine Geschichten aus. Obwohl die Texte oft ernst gemeint sind, sollte man sie trotzdem nicht zu ernst nehmen. Manchmal ist es hilfreich, sich eben etwas von der Seele zu schreiben. Andererseits lege ich hin und wieder auch mehr Wert auf den Klang der Wörter als auf den Inhalt, Stichwort ‚SOULWAX‘, die reihen eigentlich nur geil klingende Wörter aneinander.

Runde neun: Versprecht ihr euch mit dem Rockmusiker-Dasein gesteigerten Erfolg bei Frauen?

Stefan (AFS):
Wir sind alle liiert ... Beide Bands sind gegenseitig und untereinander miteinander liiert.
Christian (EB): Ach Quatsch, für den Schlagzeuger interessiert sich eh niemand.

Alex, siehst du das auch so?

Alex (AFS):
Das sehe ich nicht nur so, das ist so!

Runde zehn: Wie oft, wie lange und wo probt ihr?

Mark (AFS):
Zweimal in der Woche zwei Stunden. Wenn es denn hinhaut! Vor Konzerten häufiger – und zwar in einem Bunker in der Duisburger Innenstadt.
Christian (EB): Maximal im Schnitt so alle zwei Wochen drei Stunden. Also sechs Stunden im Monat, da kann man schon einiges reißen. Zweimal monatlich also das Set, nicht schlecht eigentlich! Und obendrein basteln wir immer noch an neuen Liedern in dieser knappen Zeit. Und wir proben in Hünxe am Marktplatz unterm Rewe-Markt im Keller einer Zahnarztpraxis.

Ich danke euch für dieses ehrliche, beinharte Interview. Den Gewinner des zehnründigen Frage-Antwort-Wettkampfes muss der werte Leser bitte für sich selber aus erkehren.

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