Im Jahr 1983 tauchte das Debütalbum „Suburban Rebels“ der Londoner Oi!-Punks THE BUSINESS im Neuheitenregal eines überregional bekannten Schallplattenladens am Hamburger Gertrudenkirchhof auf, und wenn ich mir vierzig Jahre später das Cover anschaue, wundere ich mich darüber, was mich damals zum Kauf des Albums bewogen haben mag. Die vier Kids, die mir in Leder- beziehungsweise Bomberjacken auf dem Cover entgegenblicken, können es wohl nicht gewesen sein. Vielleicht war es das damals eher selten anzutreffende Gatefoldcover, das letztlich zum Kauf führte. Tatsache bleibt jedoch, dass diese Platte in den folgenden Tagen nur selten den Teller meines Schallplattenspielers verlassen hat, denn dieses Album entpuppte sich als eines der besten seines Jahrgangs. Die Hitdichte auf „Suburban Rebels“ ist immer noch beeindruckend und da man seinerzeit eine Platte sicherlich einhundert Mal gehört hat, bevor sie in den Schrank gestellt wurde, ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man sich dabei ertappt, die Songs immer noch auswendig mitsingen zu können. Los geht die Platte mit den zwei Singalongs „Get out while you can“ und „Blind justice“ und schon ist klar, dass hier die Melodien im Vordergrund stehen und die Band nicht auf Effekthascherei durch hohe Geschwindigkeit setzt. Eine der vielen Working-Class-Hymnen ist „The employer’s blacklist“, dem mit „Nobody listened“ der einzige Highspeed-Song auf dem Album folgt. Musikalisch mehr Punk als Oi!, aber solche Differenzierungen waren der Band damals sicherlich völlig egal. Dies wird auch auf der B-Seite deutlich, denn in „Real enemy“ gibt es gleich zu Beginn das klassische Zitat „Reality punk is all together“, das heutzutage leider bei vielen Menschen dieser sogenannten Szene in Vergessenheit geraten zu sein scheint. „Sabotage the hunt“ widmet sich dem Kampf gegen die Fuchsjagd, die in England noch bis 2004 als Sport der Oberschicht ausgeübt wurde. Es folgt mit „Harry May“ ein weiterer, klassischer Oi!-Song, der bereits 1981 als erste 7“ der Band veröffentlicht worden war. Das Album endet mit dem Klassiker „Drinking and driving“, der zu seiner Zeit natürlich auf keiner zünftigen Punkrock-Party fehlen durfte und bis zum Ende der Band fester Bestandteil ihrer Live-Shows war. THE BUSINESS waren bis kurz vor dem tragischen Tod von Sänger Micky Fitz, der 2016 seinem Krebsleiden erlag, aktiv und haben regelmäßig Platten veröffentlicht, ohne sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. „Suburban Rebels“ ist ein zeitloses Dokument, die Blaupause für spätere Oi!-Veröffentlichungen, das man sich auch vierzig Jahre nach seinem Erscheinen gern noch einmal auf den Plattenteller legen kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Christoph Lampert