40 Jahre später: CHRISTIAN DEATH

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Catastrophe Ballet (LP, L’Invitation Au Suicide, 1984)

„Catastrophe Ballet“ ist das zweite Studioalbum der 1979 in Los Angeles gegründeten Formation CHRISTIAN DEATH, die mit ihrem Deathrock eine Art kondensierte Version des europäischen Post-Punk und Goth auf US-amerikanische Westküstenverhältnisse umlegte. Es war die musikalische Abkehr vom „wütenden“, stärker von Punk beeinflussten Vorgänger „Only Theatre Of Pain“ von 1982, und wurde ein erstes „Manifest“ in Sachen American Goth und Deathrock.
Gewidmet hat die Band das Album dem Surrealisten André Breton. Es beginnt langsam mit der paranoiden Stille von „Awake at the wall“. Langsame Keyboardteppiche von Getane Demone begleiten Rozz Williams’ ruhige Interpretation, gesanglich spielten für ihn David Bowie und Lou Reed eine Rolle. (Williams singt: „I want to sleep in the night in his eyes in the rain in Berlin“, was als Reminiszenz an die „Berlin-Trilogie“ von Bowie verstanden werden kann), während im Hintergrund die klirrenden Gitarrenakkorde von Valor Kand und das diabolische Schreien von Gitane Demone zu hören sind. Zum Ende hin wird der Song intensiver und leitet in „Sleepwalk“ über, auf Basis von Tribal-Drums und schneidenden Gitarren in typischer Goth-Manier. „Electra descending“ überzeugt mit fast statischem Schlagzeug und druckvollen Gitarren. Den Keyboardsound auf diesem Album kann man in ähnlicher Form ein Jahr später auf „Phantasmagoria“ von THE DAMNED hören, quasi deren Hommage an Goth.
Mit ihren minimalistischen Gitarren, kühlen Synthie- und Keyboardsounds und dem stoischen, teilweise elektronisch ergänzten Schlagzeugbeats hatten CHRISTIAN DEATH erheblichen Einfluss auf Industrial-Bands und vermutlich hat sich Marilyn Manson im Studio später dieses Album intravenös gegeben. Rozz Williams, der 1998 mit nur 35 Jahren Selbstmord beging, experimentierte zu dieser Zeit mit Drogen und hatte die Idee für das Plattencover unter dem Einfluss von Magic Mushrooms. Gitarrist Valor Kand kommentierte das Album später so: „Das Konzept von ,Catastrophe Ballet‘ spiegelt die nebeneinander wirkenden Kräfte von Geburt und Tod, die allgegenwärtige Kulisse der Katastrophe, die wir mit jedem Schritt choreografieren, in diesem Ballet, das wir Leben nennen.“ Ein Jahr später erschien „Ashes“, das mit Songs wie „The luxury of tears“ noch mehr Goth-Drama in die aufgeblähten Venen dunkler Nächte pumpen sollte. Und „schuld“ waren natürlich die SISTERS OF MERCY, denn Rozz Williams, der nach diesem Album die Band auf der Europatour verlies, verstand es so: „Ich weiß nicht, wie die Sache vom Deathrock zum Goth wurde, aber ich glaube, die Sisters haben etwas damit zu tun.“