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DROPKICK MURPHYS

This Machine Still Kills Fascists

Der US-Folk-Musiker Woody Guthrie (1912-1967) ist eine Ikone der US-Gegenkultur, sein 1945 veröffentlichter Song „This land is your land“ bis heute einer der wichtigsten und mächtigsten Protestsongs. Guthrie erlebte die US-Wirtschaftskrise der 1930er Jahre mit, sie schärfte seinen Blick für die gesellschaftlichen Realitäten der USA. 1940 erschien sein Album „Dust Bowl Ballads“, eine Bezugnahme auf das Elend der von einer Dürre entvölkerten landwirtschaftlichen Mitte der USA. Guthrie war ein Linker, ohne es mit den Demagogen auf jener Seite zu halten – und er hasste Hitler. Für Bob Dylan wurde er zum großen Vorbild, sein Sohn Arlo Guthrie setzte die Familientradition fort in Zeiten der Woodstock-Generation. Mit „This Machine Still Kills Fascists“ haben die Bostoner Celtic-Punk-Helden DROPKICK MURPHYS ihr neues Album nun sehr aussagemächtig betitelt. Sie greifen eine ikonische Gitarren-Aufschrift (Aufkleber im heutigen Sinne gab es damals wohl noch nicht) auf, mit der Guthrie schon 1943 klar zum Ausdruck brachte, was er von Hitler hielt – und mit welchen Mitteln er gegen dessen Ideologie vorzugehen gedachte: mit politischen Liedern. DROPKICK MURPHYS haben sich für ihr Album aber nicht einfach nur des (leicht modifizierten) legendären Slogans bemächtigt, sondern auch ein akustisches Album mit Stücken aufgenommen, die zwar keine Woody Guthrie-Coversongs sind, aber auf dessen Texten basieren. Das geschah in Absprache mit Guthries Tochter Nora Guthrie, die DROPKICK MURPHYS-Sänger Ken Casey die Fähigkeit attestiert, Woodys Texte richtig zu lesen. Für Casey ist Woody ein „original punk“. Eines muss hier verstanden werden: die Bostoner Celtic Punks liefern hier kein Coversong-Album an, sondern haben basierend auf Texten aus Nora Guthries Archiv Songs geschrieben, die gänzlich ohne elektrische Verstärker aufgenommen wurden. Das Vertrauen seitens Nora, sorgsam mit dem Material ihres Vaters umzugehen, hatten sie sich schon vor Jahren erarbeitet, mit „Gonna be a blackout tonight“ vom 2003er Album „Blackout“, und auch der DM-Überhit „I’m shipping up to Boston“, der in den USA so Mainstream ist wie hierzulande die Hits von DIE TOTEN HOSEN, geht auf Guthrie zurück. Das Album entstand ohne Co-Sänger Al Barr, der zur Pflege seiner Mutter eine Auszeit nimmt, ist aber alles andere als ein Lückenbüßer-Werk zur Überbrückung. Hier und da sind Gastsänger:innen zu hören – und beim letzten Song „Dig a hole“ sogar Woody selbst. „Dig a hole, dig a hole in the meadow / Gonna lay you fascists down“ heißt es da. Auch ohne Amplifier bauen DROPKICK MURPHYS mächtig Druck auf, sind so mitreißend wie gewohnt, und nehmen schon allein mit dem Albumtitel in den USA zu Zeiten, da das Land so gespalten ist wie lange nicht, klar Stellung gegen die Trumpisten.