MISSSTAND kommen aus Kärnten, einem Bundesland in Österreich, geprägt durch Bankskandale, tote Landeshauptmänner und rechts gerichtete Landesregierungen. Heimattreue ist nicht nicht unbedingt die Sache der beiden Brüder Mani und Patze. Die ist eher aggressiver Punkrock, ein grundsätzliches Interesse an Politik und natürlich ihre Band MISSTAND, die sie 2007 gegründet haben und die nach einem Besetzungswechsel 2009 mit Drummer Dani nun komplett ist. Ob die Wut in ihren schnellen wie melodischen Punk-Songs und den Texten allein durch ihre Herkunft bedingt ist, beantwortete uns Sänger und Gitarrist Mani K. Pitalist.
Ihr heißt MISSSTAND, euer neues, zweites Album „Die netten Jahre sind vorbei“, die Songs „Ich bin kein Teil von euch“ oder „Heimat zu Asche“. Seid ihr wütend? Und warum?
Wegen all der Dinge, die man Tag für Tag über die Nachrichten erfährt, ist es wirklich schwer, nicht wütend zu werden. Die Sachen, die uns anpissen, sind dann auch die, über die wir singen.
Ich finde ja ohnehin, dass es als österreichische Band naheliegend ist, politische Texte zu haben. Wie seht ihr das?
Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass es für Bands aller Nationen naheliegend wäre, politische Texte zu haben. Scheiße passiert ja nicht nur bei uns. Aber du hast recht. Gerade bei den Aktionen, die die Bullen in Österreich zur Zeit abliefern, etwa bei den Demos gegen den WKR-Ball, einen jährlich in der Wiener Hofburg stattfindender Burschenschaftsball – durch den Prozess um Josef S. auch im Ausland sehr präsent – , die Identitäre Bewegung, oder die Räumung der Pizzeria Anarchia – 1.700 Polizisten und ein Panzer gegen fünfzig Punks.
Und warum gibt es kaum deutschsprachige Bands hier?
Ich finde es auch seltsam, denn in Deutschland boomt deutschsprachiger Punk/Hardcore gerade total. Aber Österreich ist da ja immer etwas rückständig, haha.
Ihr veranstaltet seit Jahren Shows in Klagenfurt, tourt mit POPPERKLOPPER oder KOTZREIZ, habt diese sowie den Sänger von ALARMSIGNAL als Gäste auf dem Album. Fühlt ihr euch in der Deutschpunk-Szene zu Hause?
Ja, auf jeden Fall! Das ist einfach die Musik, mit der wir groß geworden sind, und da ein Teil dieser Szene zu sein ist einfach großartig. Man lernt so viele coole Leute kennen und ist mittlerweile mit vielen Bands gut befreundet, von denen man früher mal Fan war. Echt wahnsinnig, wie weit man als kleine Popelband, wie wir es sind, rumkommt!
Bringt euch das in Sachen Kontakte weiter, etwa was den Beitrag auf dem „Aggropunk“-Sampler betrifft?
Die Szene ist ja überschaubar. Man kennt sich untereinander schnell mal und man greift sich gegenseitig unter die Arme. Das ist ja auch der Gedanke der D.I.Y.-Szene. So soll es ja sein! Es war natürlich auch großartig für uns, auf dem „Aggropunk“-Sampler vertreten zu sein, da es immer wieder Leute gibt, die uns über diesen Sampler kennen gelernt haben.
Dennoch habt ihr eure beiden Alben, auch das sehr aufwendig gestaltete neue – Gatefoldcover, blaues Vinyl, Beipack-CD –, selbst rausgebracht. Wie kommt’s?
Wir wollen den Leuten einfach was bieten. Für mich sind das Artwork und die Aufmachung neben der Musik ein genauso wichtiger Teil, deshalb haben wir auch versucht, die LP so aufwändig wie möglich zu veröffentlichen. Mit einer lieblosen Veröffentlichung wären wir selber vermutlich auch nicht glücklich geworden.
Wenn ihr es euch aussuchen könntet: mit wem wollt ihr künftig touren, welches Label soll es sein?
Eine Tour mit KOTZREIZ wäre wieder geil. Das war das letzte Mal echt eine großartige Zeit! Aber auch Konzerte mit ALARMSIGNAL, FAHNENFLUCHT oder DRITTE WAHL sind immer wieder richtige Highlights. Labeltechnisch wäre eine Veröffentlichung auf Aggressive Punk Produktionen natürlich das Geilste. Wenn man schon mal träumen darf ...
Und wem gehört unbedingt im Rahmen eines noch zu schreibenden Songs in den Arsch getreten?
Das größte Arschloch, das derzeit in Österreich frei rumrennt, ist mit Sicherheit HC Strache, bei dem ich es aber geil fände, wenn man ihn nicht nur in einem Song in den Arsch treten würde.
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