Sandra Grether, ex-Spex-Autorin, gilt als diejenige, die in Deutschland als Erste auf die US-Riot Grrrl-Bewegung hingewiesen hat. Das ist schön! Jetzt hat die Dame in Hamburg endlich ihre eigene Riot Grrrl-Band gegründet, zumindest scheint das der Sinn der Übung gewesen zu sein.
Wenn man sich dagegen die aktuelle Platte von BRATMOBILE anhört, ist sowieso klar, dass PAROLE TRIXI nichts mit Punk zu tun haben. Wer Vorurteile gegenüber deutscher Indie-Musik aus Hamburg haben sollte, braucht hier nicht großartig umzudenken: wichtige Texte und trashiger Pop, das kennt man alles bereits von TOCOTRONIC (dessen Sänger hier auch einen Gastauftritt hat) und anderen Bands.
Musikalisch könnte man ja noch ein Auge zudrücken, aber der "Gesang" der Grether geht einem sehr schnell auf die Nerven - was wahrscheinlich sogar beabsichtigt ist -, denn auch Nicht-Singen will gelernt sein.
Das Schlimmst an dieser Platte ist aber ihre bisherige Rezeption, die fast an Arschkriecherei grenzt. Man muss irgendwelchen schlauen Journalisten wohl nur ein paar Stichworte hinwerfen und schon glaubt jeder, er hätte hier das nächste große Popkultur-Ding an der Hand, an dem er sich dann gründlich abarbeiten kann.
Davon zeugt der "Empfohlen von Intro"-Aufkleber, aber das Gefasel von FAZ bis TAZ ist auch nicht besser. Wenn ich aufgrund dieser sogenannten Kritiken die Platte gekauft hätte, sollte sich der betreffende Schreiberling immer gut vergewissern, wer gerade hinter ihm steht.
Mich würde aber vor allem mal interessieren, ob das kleine dicke Mädchen auf dem Cover Sandra Grether in jungen Jahren ist, denn dieser schmollende Blick vermittelt sehr gut, mit welcher Attitüde die Grether auch in textlicher Hinsicht die Menschheit penetriert.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das Ganze live klingt...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #47 Juni/Juli/August 2002 und Thomas Kerpen