Oh, was für ein Monster von einer Platte! Ich lese: „Die Texte stammen von einem Wohnungslosen, der Ende der Neunziger Jahre einen Gedichtband namens ‚Lyrik eines Obdachlosen‘ auf der Straße verkauft hat. Name und Herkunft und Verbleib sind nicht bekannt.“ Ich spüre, hier kommt eine ganz besondere Platte auf mich zu. Ich höre sechs Songs, von denen einer besser ist als der andere und die zusammen eine unbezwingbare Soundwall bilden, die mich mitreißt und nicht wieder loslässt. Ich denke, die Musiker müssen das Gesamtwerk von NOMEANSNO und VICTIMS FAMILY in ihrem Plattenschrank stehen und jeden Tag vor dem Schlafengehen inhaliert haben. Ich bemerke, hier sind alte Hasen am Start, und bin nicht mehr verwundert, dass dieses Debüt so verdammt stark geworden ist. Ich wende die Platte zum zehnten Mal und staune abermals über die wahnsinnige Rhythmusarbeit von Bass und Schlagzeug und das unglaublich präzise Zusammenspiel der gesamten Band. Ich verspüre das Bedürfnis, diese Band live sehen zu wollen, um mich vollkommen dem Rausch ihrer Songs hingeben zu können.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Christoph Lampert