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IM SELBEN BOOT

Zelba

Von der Jugend-Ruderweltmeisterin zur Comiczeichnerin, diesen Weg dürfte außer Wiebke Petersen aka Zelba wohl noch niemand gegangen sein. Ihre Erfahrungen vor dieser Metamorphose hat sie in dieser Graphic Novel gebündelt, in der sie geschickt zeitgeschichtliche Elemente mit Coming-of-Age-Stoff und auch für eigentlich nicht Ruderinteressierte dank der sarkastisch-selbstironischen Art der Autorin ansprechenden Mini-Lektionen über den Rudersport verbindet, dem neben einem nicht unwesentlichen Teil der Handlung auch mehrere zweiseitige Schaubilder mit zahlreichen Kurzinfos gewidmet sind. Dem Band merkt man auf jeder Seite an, dass hier mit Liebe zum Detail und viel Herzblut an der Aufarbeitung eigenen Lebensgeschichte gefeilt wurde. Wer in den Neunzigern aufgewachsen ist, kommt während der Lektüre an der einen oder anderen Stelle nicht um ein zustimmendes Nicken und Grinsen herum. Doch auch für später Geborene werden solche Insiderkommentare mit ausführlichen Erklärungen nachvollziehbar gemacht, so dass jeder Leser diese ohne ein ausgiebiges Studium der Jugendkulturen der ausgehenden Achtziger und frühen Neunziger Jahre nachvollziehen kann. Dem Abwechslungsreichtum des Bandes zugute kommt sicherlich auch der Zeitpunkt der Handlung, der unmittelbar um die Wende 1989/1990 angesiedelt ist und damit auch den Zusammenschluss der west- und ostdeutschen Leistungssportler porträtiert. „Im selben Boot“ ist kurioserweise die erste deutsche Veröffentlichung der in Aachen geborenen und aufgewachsenen Illustratorin, ihre Comics sind bisher ausschließlich in Frankreich (also auf Französisch) erschienen, wo sie sich nach ihrem Grafikdesign-Studium 1998 niedergelassen hat.