Zwei Jahre nach ihrem äußerst erfolgreichen ersten Album "The Milk-Eyed Mender" kehrt die Frau mit der Harfe und dem ungewöhnlichen Gesang, eine quengelige Mischung aus Björk und Kate Bush, zurück, um alleine schon durch geschmackvolles Namedropping auf sich aufmerksam zu machen.
Denn mit Jim O'Rourke, Steve Albini und Van Dyke Parks dürfte auf der technischen Seite schon mal nichts schief gehen, zumal sie diesmal die Platte in den heiligen Abbey Road Studios in London aufnahm und direkt ein komplettes Orchester im Nacken hatte.
In 55 Minuten gibt es gerade Mal fünf Songs, opulent instrumentiert, ein bizarres Wechselspiel zwischen klassisch arrangierten Streichersätzen und Newsoms schrägen Gesangskünsten und ihrem eigenwilligen Harfespiel.
Und tatsächlich hat man hier, ähnlich wie Ende der 70er bei Kate Bush, das Gefühl, einem seltsamen Zusammentreffen von E- und U-Musik beizuwohnen, denn den ganzen wundervollen Melodien steht in gleichem Maße ein höchst abstraktes, immer wieder Haken schlagendes Songwriting gegenüber, teilweise vergleichbar mit der späteren Aneignung der BEATLES durch XTC, auch wenn Newsoms Ansatz wesentlich sperriger ist.
Man hat ja selten genug das Gefühl, in der Musikwelt etwas wirklich Neues zu hören, aber Newsom hat hier ein ungewöhnliches und eigenständiges märchenhaftes Kunstwerk geschaffen, das sich Kategorisierungen und Vergleichen gekonnt entzieht und einen immer wieder in Staunen versetzt.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Thomas Kerpen