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COUCH SLUT

You Could Do It Tonight

Ein Genre mit erstaunlicher Überlebenskraft ist der Noiserock. Ein Grenzgänger zwischen Punk, Hardcore, Metal, Psychedelic, Industrial und je nach Bedarf weiteren Zutaten. In den 1980ern von Bands wie SONIC YOUTH, BIG BLACK, SCRATCH ACID oder auch THE JESUS LIZARD, UNSANE, SWANS und einigen anderen so nebenher „erfunden“, in der ersten Hälfte der 1990er verfeinert ... und seitdem als fieser, ungehobelter kleiner Bruder dieser Genres immer noch eine Randexistenz, weil nicht ansatzweise massentauglich. COUCH SLUT aus New York City haben sich von schlechten Karrierechancen bei der Genrewahl nicht abschrecken lassen, veröffentlichten mit „My Life As A Woman“ (2014), „Contempt“ (2017) und „Take A Chance On Rock’n’Roll“ (2020) vor dem aktuellen „You Could Do It Tonight“ bereits drei Alben und haben mit Megan Osztrosits eine Sängerin, deren Vocals changieren zwischen Sprechgesang à la Lydia Lunch und hyperventilierendem Kreischen. Das Ganze ist teils sehr verstörend in Szene gesetzt mit weirden Interludes und Sprechpassagen, bevor dann wieder stacheldrahtig geballert wird – siehe obige Pioniere. Die Eigenbeschreibung der Band lautet „putrid, drug-fueled gutter rock from the filthy streets of NYC“, und ich habe hier gerade Kopfkino-Bilder vor mir von einem New York aus der Zeit vor der großen Gentrifizierung — und vermute, COUCH SLUT könnten mich bei einem Besuch an Orte in NYC bringen, die man als Tourist sonst nicht zu sehen bekommt. Das ist der Soundtrack dazu. Wie Relapse kommt ihr Label Brutal Panda aus Philadelphia – auch auf ersteres hätten COUCH SLUT gut gepasst. Ein Alptraum von einem Album.