J.G. Thirlwell schlägt wieder zu, und wie so oft weiss man nicht, was man zu erwarten hat. Wer also von dieser Platte erwartet, den monströsen FOETUS-Sound der letzten Touren um die Ohren geblasen zu bekommen, wird hier böse enttäuscht.
Denn das mit dem Symphonie-Orchester ist sehr ernst zu nehmen, auch wenn man hier natürlich unter Symphonie was anderes versteht. Unter Mithilfe von Brian Emrich, Vinnie Signorelli, David Ouimet, Kurt Wolf und diversen anderen NYC-Underground-Veteranen entstand ein episches Klanggemälde ohne gewohnte Songstrukturen, auf dem Lydia Lunch ihre Texte vorträgt.
Diese drehen sich um das Farragut House Project, jene monströse Ansammlung von vergammelten Hochhäusern in Manhatten unweit der Auffahrt zur Brooklyn Bridge, und auch die Musik ist eine Auseinandersetzung mit der dortigen Lebenssituation, der Gewalt und den sozialen Problemen.
Aufgenommen wurden die Stücke in Sichtweite dieses sozialen Brennpunkts, in einem der Brückenpfeiler nämlich, wo eine New Yorker Kunststiftung Ausstellungsräume unterhält. Eine Platte, die man anhört, nicht ganz versteht, auf sich wirken lassen muss und eigentlich nicht bewerten kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #29 IV 1997 und Joachim Hiller