MCCAFFERTY

Yarn

Als ich die Platte zum ersten Mal gehört habe, lief es mir eiskalt den Rücken runter. „Yarn“ fühlt sich eklig und intensiv an. Das ist die Art von Ekel, die dir über das Rückgrat läuft, wenn du unmittelbar mit Depressionen und Angstzuständen konfrontiert wirst – die zum leitenden Motiv des Albums werden – oder an sozialgesellschaftliche Missstände wie Vergewaltigungen und religiösen Fundamentalismus denkst, wie im zu Recht aggressivsten Song des Albums, „Westboro sadness“, der gesellschaftliche Ignoranz gegenüber Vergewaltigungen in den Raum stellt. Nick Hartkops direkter und gleichermaßen verletzlicher Charakter spiegelt sich in seinen Texten wider und McCAFFERTY wissen das perfekt auszuspielen. „Yarn“ verliert sich nicht in Selbstzensur und Hartkops geballte Sprachgewalt bleibt so absolut ungeschönt, dass es sich manchmal unangenehm anfühlt weiter zuzuhören, während in mir gleichzeitig der Wunsch aufkommt, ihn einfach mal zu umarmen und ihm zu versichern, dass alles gut wird, wann immer er von Depression und Suizidgedanken („Mary Z“), geringem Selbstbewusstsein oder kaum vorhandener Selbstakzeptanz („Windmill“) singt. „Yarn“ klingt wie ein musikalischer Horrorfilm und soll dir so viel Unbehagen bereiten, wie den angesprochenen Themen anmessen ist. Es ist ein zeitloser, moderner Klassiker, nach dem sich McCAFFERTY sicher nicht mehr anhören müssen, nur in die Fußstapfen von THE FRONT BOTTOMS zu treten.