RAGE AGAINST THE MACHINE

XX

Die frühen Neunziger waren eine seltsame Zeit: Mit Grunge und NIRVANA war Underground-Musik plötzlich populär geworden, verschiedene Hardcore-und Punkbands erfuhren nie dagewesene Beliebtheit, verschiedene Musikstile vermischten sich, Rap hatte sich zum Mainstream-Genre entwickelt, Bands experimentierten mit Kombinationen aus Rock und Funk, aus HipHop und Metal, und dann waren da plötzlich RAGE AGAINST THE MACHINE.

In der Prä-Internet-Zeit schwappten solche neuen Bands noch etwas zeitverzögert über den Atlantik, Hardcore-Fans waren verwirrt, dass da mit Zack de la Rocha ein Typ Sänger sein sollte, den man kurz zuvor noch als Sänger der Revelation-Hardcore-Band INSIDE OUT wahrgenommen hatte.

1992 erschien das titellose Debütalbum, es wurde binnen kurzer Zeit zum Massenphänomen, und wer seinen Hardcore gerne klassisch hatte, war verwundert: einerseits schrieb mit Zack da einer Texte so politischer Natur, dass man erstaunt war, dass die Band auf einem Majorlabel wie Epic damit durchkam, zum anderen (ver)störte die groovende Mischung aus Hardcore, Rap, Funk und Metal wie auch die Tatsache, dass hier etwas, das bislang zum Underground gehört hatte, plötzlich Mainstream war.

Kurz gesagt: Ich konnte RATM nicht leiden. Sie waren die Band all der Typen, die plötzlich mit Baggypants und Baseballcaps überall auftauchten, sich jenseits der angesagten und wie Pilze in der Sommerschwüle aus dem Boden schießenden „Crossover“-Bands aber nicht für viel mehr als die ganzen Festival-Bands (damals begann auch die Zeit der großen Sommer-Open-Airs) zu interessieren schienen.

Der Rest ist Geschichte, RATM wurden zu Superstars, de la Rocha ließ sich seinen Schneid in Sachen politischen Engagements und klarer Aussagen nicht abkaufen, und nach dem Ende der Band 2000 gab es längst die Reunion.

Zwanzig Jahre nach dem Release des Debüts ist nun diese Neuauflage erschienen, die als Titel die römische Zahl 20 trägt. Auf der ersten CD findet sich das Original-Album, ergänzt um drei Live-Stücke.

Die zweite CD enthält „The Original Demos“ zum Album, und die DVD schließlich unter anderem die Clips zu „Killing in the name“, „Bombtrack“ und „Freedom“. Gefallen mir RATM heute besser als damals? Sagen wir es so: Sie stören mich weit weniger, aber mit dieser Mischung aus Rap, Hardcore und Metal, die für viele Menschen eines der wichtigsten Alben ihrer Jugend prägte, kann ich immer noch nicht viel anfangen.

Als popkulturelles Phänomen finde ich RATM spannender. Aber das ... ist ja nur meine Meinung.