Frieder Butzmann ist einer der bedeutendsten, kreativsten und interessantesten deutschen Klangkünstler und leider auch einer der einer breiten Öffentlichkeit wohl unbekanntesten, aber so ist das wohl immer mit Visionären. Seit Ende der Sechziger Jahre beschäftigt er sich mit wirklich allem, was mit Klängen, deren Wirken, Zusammensetzung und Erzeugung in Wechselbeziehung steht. Davon zeugen auch die unzähligen Veröffentlichungen in Form von Tonträgern, theoretischen Aufsätzen, künstlerischen Aktionen, Hörspielen und gemütlichen, humoresken und erzählerischen Auftritten. Er unterhält, lehrt und erklärt mit einer Detailverliebtheit und einfachen Verständlichkeit, dass jeder von seiner Begeisterung angesteckt wird. Dabei hat er sich seinen ganz natürlichen Entdeckerdrang und, noch wichtiger, eine naive, „kindliche“ Lust am Chaos erhalten. Er hat die vollkommene Kontrolle, aber lässt gleichzeitig dem puren Zufall jede Chance, alles wieder neu zu mischen, und erfreut sich daran. Er hat alle Universitätsabschlüsse, die nötig sind, ihn als „richtigen Künstler mit Brief und Siegel“ auszuweisen, und ist gleichzeitig Mitbegründer der „Genialen Dilletanten“. Er ist ein liebenswertes Unikum und ein Wandler zwischen akademischem Nonsens und dadaistischem Anspruch. Er hat ein zukunftsorientiertes Leben und hier werden nun die ersten Abschnitte anhand von Gesprächen mit Weggefährten und Zeitzeugen dokumentiert. Anstatt es einfach nur chronologisch abzuhandeln, erzählt man sich, was wa(h)r und welche Wirkung es noch heute hat. Ergänzend dazu gibt es reichlich Archiv- und Bildmaterial und über einen QR-Code abrufbare Audio- und Videobeispiele.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Carsten Vollmer