Bruce Robinsons semiautobiographischer Film WITHNAIL AND I (Sunfilm) von 1987, produziert von George Harrisons Firma Handmade Films, ist einer dieser vermeintlichen, skurrilen Kultfilme, wo die Meinungen schwer auseinandergehen.
Richard E. Grant – mit dem Robinson auch seine Werbe-Satire HOW TO GET AHEAD IN ADVERTISING drehte – und Paul McGann spielen Withnail und Marwood, zwei erfolglose, befreundete Schauspieler, die sich im London der 60er in einem seltsamen existentialistischen Dauerrausch befinden und sich zwecks Sinnsuche in das heruntergekommene Landhaus von Withnails homosexuellem Onkel Monty begeben, der dort auch noch überraschend auftaucht und versucht, sich an Marwood heranzumachen.
Was aber nicht das Einzige ist, was ihnen die Freude am Landleben vermiest. WITHNAIL AND I durchzieht eh eine unterschwellig homoerotische Tendenz, ohne dass Withnail und Marwood allerdings tatsächlich schwul wären.
Insgesamt ist Robinsons Film eine Abfolge skurriler Begegnungen – wo gerade Grant sich wundervoll exzentrisch austoben kann –, der aber mehr von seinen zugespitzten, bissigen Dialogen als von einer tatsächlich zusammenhängenden Handlung lebt.
Wodurch allerdings auch das Interesse des Zuschauers aufrecht gehalten wird, denn letztendlich weiß man nie, worauf WITHNAIL AND I hinausläuft. Das Leben der Bohème mit einem Touch FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS, was unter dem Strich allerdings keinen wirklich runden, aber durchaus unterhaltsamen Film über die Irrungen und Wirrungen einer seltsamen Freundschaft ergibt.
Denn WITHNAIL AND I besitzt immer wieder wirklich äußerst sehenswerte Szenen und einen irgendwie typischen englischen Humor, allerdings hängt es hier mehr als bei vielen anderen Filmen vom Auge des Betrachters ab, ob der sich darauf einlassen kann oder will.
Robinsons auf der deutschen DVD enthaltener Audiokommentar hilft zum besseren Verständnis seines Films durchaus, ebenso wie die deutschen Untertitel des Hauptfilms, denn die deutsche Synchro ist eher mal unbefriedigend, aber das gesprochene Englisch nicht immer das Einfachste.
Übrigens arbeitet Robinson offenbar gerade an einer Verfilmung von Hunter S. Thompsons „The Rum Diary“ mit Johnny Depp in der Hauptrolle, ein Projekt, das allerdings schon länger im Gespräch war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen