Willie Nelson, der kiffende Hippie unter den Country-Stars, der sich nie anpassen wollte und im Gegensatz zu vielen seiner Weggefährten den steinigen Weg nach und durch Nashville gegangen ist. Wenig verwunderlich, dass sich diese Autobiografie kaum anders liest als die vieler Rock’n’Roller – Alkohol, Marihuana und Frauen, denen er nie widerstehen konnte –, dies alles unverblümt ehrlich: „Vernunft war nicht meine allergrößte Stärke.“ Anfang der Neunziger geriet er mit der Steuer in Konflikt und begegnete den anstehenden Problemen zunächst damit, sich einen Joint anzuzünden: „Alkohol machte mich übermütig.
Gras dämpfte meinen Übermut. Kurz gesagt, ich verliebte mich in dieses köstliche Kraut und als ich im Laufe der Zeit dem Alkohol und den Zigaretten abschwor, wuchs meine Liebe noch.“ Während er raucht, erzählt er seine Geschichte.
Von den Jobs als Radio-DJ, in dem er sich nie kommerziellen Überlegungen beugen wollte, gleichzeitig aber daran arbeitete, mit seiner Musik den großen Erfolg zu erreichen. Lange Zeit gelang ihm dies nur als Songschreiber für andere, und als der Erfolg dann endlich da war, ließ er sein Umfeld großzügig daran teilhaben, vertraute falschen Beratern und stand dank gigantischer Steuerschulden auf dem Zenit seiner Karriere erstmal vor dem Nichts.
Ich war nie ein großer Nelson-Fan, aber seit ich diesen langhaarigen Kauz, der so gar nicht wie ein Country-Star aussieht, das erste Mal gesehen habe, fand ich ihn doch verdammt cool, was diese Lektüre bestätigt.
Zumal er selbst sich nie auf ein Genre beschränken wollte: „Saug alles auf. Musik, wo sie auch herkommen mag, du wirst dich in ihr wiederfinden und alles wird ein Teil von dir.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #124 Februar/März 2016 und Claus Wittwer