EIN VERTRAG MIT GOTT

Will Eisner

Will Eisner ist also Schuld. Denn mit „Ein Vertrag mit Gott“, von Carlsen jetzt in schicker Buchform zusammen mit anderen seiner Comic-Erzählungen aufgelegt, soll er 1978 den Grundstein für den Begriff „Graphic Novel“ gelegt haben, der heute geradezu inflationär benutzt wird, um profane Bildergeschichten als große Literatur zu adeln.

Der große alte Mann des amerikanischen Comics, der 2005 im Alter von 87 Jahren verstarb, hatte diese zusätzliche Betonung der grafischen wie erzählerischen Qualität seiner Arbeiten allerdings gar nicht nötig, denn bereits mit seiner von 1940 bis 1952 erschienenen Serie „The Spirit“ hatte er sich seinen Platz im Comic-Olymp gesichert, wo er sich wahrscheinlich wegen Frank Millers mieser Filmadaption immer noch die verbliebenen Haare rauft.

War bereits „The Spirit“ eine oft strange Mischung aus Mystery, Horror, Drama und Komödie und nur schwer mit klassischen Superhelden-Figuren wie Batman zu vergleichen, wendete sich Eisner in den Siebzigern noch weiter von den Konventionen des Mediums Comic ab.

Und so geht es in den ersten vier Geschichten in EIN VERTRAG MIT GOTT, die unter diesem Titel damals zusammen veröffentlicht wurden, um alltägliche Erlebnisse der jüdischen Bewohner eines Miethauses im New York der 20er und 30er Jahre mit autobiografischer Komponente.

Ergänzt um die ähnlich gelagerten Geschichten „Lebenskraft“ (1988) und „Dropsie Avenue“ (1995), bei denen dem dazugehörigen Text generell viel Raum eingeräumt wurde. Eisner erweist sich dabei als feinfühliger Erzähler, dem es um das oft tragische Scheitern des Menschen beim großstädtischen Überlebenskampf geht, was EIN VERTRAG MIT GOTT zu einem Muss für Liebhaber anspruchsvoller Comics macht.