WIE SEHR MUSS MAN SICH EIGENTLICH NOCH VERSTELLEN, UM ENDLICH NATÜRLICH RÜBERZUKOMMEN?

Linus Volkmann

Wilhelm hat’s schwer. Aber wie! Davon konnten EL BOSSO UND DIE PINGPONGS ein Lied singen und Linus Volkmann könnte es auch. Er schreibt aber lieber ein Buch und darin erfährt man einiges über das Leiden des jungen W.

Der ist eigentlich ein Vorbild-Slacker: studiert irgendwas ohne Leidenschaft, arbeitet nebenbei in einer Cateringfirma, fängt eine seltsame Affäre mit einer älteren Medienfrau an und versucht dann auch noch die jugendliche Freundin seines beruflich megaerfolgreichen Vaters anzugraben.

Da gibt es allerlei Schatten und Hürden, über die zu springen wäre, die Wilhelm vor lauter Verpeilung aber einfach umrennt. Verwicklungen und Probleme schafft sich dieser Typ selber genug.

Der Job ist irgendwann weg, der Vater erfährt seinen zweiten Frühling und dann ist da noch dieser liebenswert-trottelige Finne, der sich in Wilhelms Wohnung einnistet. Und das obwohl Wilhelm doch eher der Einzelgänger ist und sich lieber im Nicht-Schwimmerbecken der Gesellschaft aufhält.? Amüsant ist das, was Herr Volkmann vom Intro-Magazin hier zusammenfügt, allemal.

Die nölig-misanthrophische Stimmung von Wilhelm, der auf gar nichts Bock hat, am allerwenigsten auf zu viel menschliche Gesellschaft, aber dann doch immer von einem Schlamassel in den nächsten knattert, macht schon Spaß.

Besonders, weil sich „Endlich natürlich“ trotz der eher schwierigen Hauptfigur recht leicht runterliest und glücklicherweise nie in den Kitsch abdriftet, obwohl es ja oft um Wilhelm und die Frauen geht.

So, letzte Seite gelesen, Buch zu. Ein Frage hätte ich da noch: Herr Volkmann, würde ich im Interview fragen und ernsthaft gucken: Wie viel von der eigenen Biographie liegt diesem Buch eigentlich zugrunde?