Seltsam, dass diese Art von Erwachsenenpunk derart häufig aus dem Osten der Republik kommt. Da gibt’s sehr viel Lebenserfahrung, fehlende Berührungsängste mit Riffs, die von Bands verbraten wurden, die 1982/83 trotz großartigem Material leider zur Unzeit durchstarten wollten. Soll heißen: NDW, durchaus Rock, früher Post-Punk, Wave und alles, nur nicht stumpf. Natürlich klingen hier auch „die anderen Bands“ durch, denn die haben sich ja auch nicht zurückgehalten und aus den Zutaten etwas Eigenes gekocht, was der Westen, auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, längst verlernt hatte. Lange keine Platte mehr auf dem Teller gehabt, die so frisch und frech in den frühen Achtzigern steckte, dabei aber nichts kopiert, sondern die Zutaten einfach rotzfrech kombiniert und aus dem Vollen geschöpft hat. Und dann ein Riff, das problemlos aus Hagen hätte kommen können, wenn du dabei lächeln musst, hat sie dich. Im Unterschied zu vielen Bands, die gerne wollen würden, aber krampfhaft wirken, klingt es hier wie aus dem Handgelenk geschüttelt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Kalle Stille