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WHO

Who

Der Output an Studioalben bleibt überschaubar, ganze zwölf haben THE WHO in 54 Jahren veröffentlicht. Demgegenüber steht die stattliche Anzahl von 58 Singles, davon nicht weniger als dreißig (!) in den Jahren 1965 bis 1974.

Man darf also THE WHO durchaus als Singles-Band bezeichnen, doch waren die Alben immer große Paukenschläge, jedes große THE WHO-Album war einzigartig in Sound, Vision und Attitüde. Das gilt zumindest bis einschließlich „Quadrophenia“.

Danach, auch durch personelle Umstände wie Schlagzeuger Keith Moons langsamer, unaufhaltsamen Abstieg in die totale Selbstzerstörung und Pete Townshends Burnout bedingt, kam es nicht wieder zu einem richtigen großen Wurf.

Der Mangel an Inspiration und Schaffenskraft, der Townshend in die Depression treiben sollte, führte letzten Endes dazu, dass sich die Band in den letzten beiden Jahrzehnten eher auf ihren Lorbeeren auszuruhen pflegte, was angesichts von 100 Millionen verkauften Alben und weit über 2.000 Headliner-Shows nicht ganz unverständlich ist.

Doch vergangenes Jahr stach Townshend der Hafer, er verbrachte weite Teile des Sommers in seinem Heimstudio, feilte an Demos und Arrangements, sammelte Ideen und versuchte sich an Material, mit dem Sänger Roger Daltrey sich noch mal so richtig gefordert fühlen sollte.

Die eigentliche Arbeit am Album begann im März 2019 und war ein Selbstläufer. Die Band, darunter langjährige bühnenerprobte Recken wie Zack Starkey (dr) und Pino Palladino (bs), kennt den Arbeitsethos des akribischen Pete Townshend mittlerweile bestens, und so waren die Aufnahmen zügig im Kasten.

Als Produzent stand Pete dabei Dave Sardy, einst Gitarrist von BARKMARKET und Producer von Bands wie GORILLAZ, OASIS oder auch SLAYER (!) zur Seite, mit ihm ist ein erfreulich saftiger Sound gelungen, nur selten klingt hier etwas nach Altherren-Rock.

Dabei scheint Townshend hier mit diebischer Freude Versatzstücke aus 55 Jahren Band und Repertoire zu verwursten. Gleich der Opener „All this music must fade“ geht mit vergnügter Selbstironie voran, das Riffing von „Substitute“ wird ebenso wie „Won’t get fooled again“ clever eingewoben.

Die Nummer „Detour“ mit dem stampfenden Diddley-Beat schaut auf die Zeit vor THE WHO zurück, als aus den DETOURS die HIGH NUMBERS wurden, und der ganze Mod-Zug so langsam Fahrt aufnahm. Peter Blakes Popart-Coverdesign ist gespickt mit kleinen Anspielungen auf die Vergangenheit.

Und auch wenn die Sujets der Songs auf „Who“ weit aufgestellt sind (Spiritualität, musikalischer Diebstahl, Wiedergeburt, Grenfell Tower und vor allem „Coming of age“), ist dies ein sehr selbstreflektiertes Album geworden.

Leider kann auf die ganze Distanz das Niveau der ersten vier Nummern nicht gehalten werden, wenig prägnantes balladenhaftes Material ohne klare Richtung nimmt der Sache oft ein wenig den Schwung.