Das hätte es zu Crypt-Zeiten nicht gegeben: Mit dem Anti-Zensur-Sternchen tut sich Kentuckys wohl wildester Redneck-Punkrock-Haufen in Sachen Credibility keinen Gefallen. Ungefähr so, als hätte man Johnny Cashs „St. Quentin“-Stinkefinger weggepixelt. Ansonsten lassen Blaine Cartwright und Partner-in-Crime Scott Luallen auf ihrem ersten Album seit einiger Zeit nichts anbrennen. Die Band aus Lexington, KY ist seit 1985 zusammen, hat mit Tim Warren für dessen Label Crypt zwei wegweisende Scheiben abgeliefert; „Smokin’ Taters“ sowie „Hayseed Timebomb“ revolutionierten in den frühen Neunzigern die Cowpunk-Szene, indem sie Punkrock mit Garage-Flair und rotzigem Redneck-Countryrock fusionierten. Namenslieferant war ein Song von Merle Travis, basierend auf der „Moritat vom zu Tode gehämmerten John Henry“. Inspiriert von „Blue collar“-Themen wie Alkoholismus, Gewalt und dem beschwerlichen Leben auf dem Land schrieben Cartwright und Luallen unglaublich direkte, ehrliche Songs mit jeder Menge schwarzem Humor und Outlaw-Selbstbewusstsein, spielten sich nicht zuletzt durch die Crypt-Connection in die Ohren der Garage/Budget-Rock-Szene und verhalf dem in diesen Kreisen nicht immer nur geschätzten Country/Western zu einer neuen Blüte. Ein neues Verständnis von „Southern Rock“, jenseits von bärtigen Scheußlichkeiten wie ALLMAN BROTHERS oder LYNYRD SKYNYRD entstand, und neben den noch radikaler aufgestellten ANTISEEN waren NINE POUND HAMMER die Hüter der reinen Lehre. Nach dem ersten Split 1997 wandte sich Cartwright dann dem Projekt NASHVILLE PUSSY zu, setzte hier allerdings deutlich mehr auf Hardrock-Komponenten und schlug einen Bogen von Willie Nelson zu MOTÖRHEAD. Mit dem aktuellen „Sh*t“-Album hat sich nach dem auch in Kentucky ziemlich langweiligen Pandemie-Jahr 2020 die Band mit neuer Spiellaune wieder zusammengetan, dabei allerdings auch nicht wirklich neu erfunden. Ist auch gar nicht nötig, die vorhandenen Zutaten (Kettensägengitarren, Stetson-Hut und Redneck-Bewusstsein) sind auch hier wieder stilprägend. Eine brettharte Produktion von Daniel Rey lässt wenig zu wünschen über; spätestens seit seiner Arbeit mit den RAMONES kennt dieser sich ja bestens mit brachialem Gitarrensound aus und bei den Sessions kitzelte er aus den alten Recken ein verblüffendes Maß von Rotzigkeit und unterschwelliger Aggression heraus. Ein Album wie aus einem Guss, vom derben Opener „What kind of god“ geht die Reise durch 14 toughe Nummern, lediglich bei „One last night“, einer Ballade, die einen Mike Ness als Bettnässer dastehen lässt, nimmt man kurzfristig den Fuß vom Gas. Mit „Best of all possible worlds“, einem Kris Kristoffersen-Cover, rauscht die Band dann nach höchst unterhaltsamen vierzig Minuten auf die Zielgerade.
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