WENZEL STORCH – DIE FILME

Wenzel Storch

Es mag etwas vermessen wirken, ein Buch über einen Regisseur zu veröffentlichen, der nur drei Filme gedreht hat – 1989 „Der Glanz dieser Tage“, gefolgt 1992 von „Sommer der Liebe“ und dann 2004 „Die Reise ins Glück“.

Aber Storch, 1961 in Braunschweig geboren und danach in Hildesheim ansässig, ist einer der wenigen deutschen Filmemacher, der in unabhängiger Form mit größtmöglicher künstlerischen Freiheit seine speziellen Vorstellungen von gutem Kino umsetzen konnte, wobei es ihm sogar immer wieder gelang, an Filmförderung zu kommen.

Reich wird man damit zwar nicht, dafür kann sich Storch, der so eine Art popkultureller Lumpensammler ist, rühmen, unter abenteuerlichsten Bedingungen drei herrliche No-Budget-Ausstattungsfilme mit trashigem Charme gedreht zu haben, deren Dekoration und Bühnenbilder komplett aus Sperrmüll- und Schrottplatzbeständen stammen.

Und die lange Zeitspanne zwischen seinem zweiten und dritten Film verweist darauf, dass es dabei reichlich erzählenswerte Anekdoten gibt. Die Entstehungsgeschichte der Filme schildert Storch in diesem reich bebilderten Band – wofür er teils unglaubliches Zeug zusammengetragen hat – in einem durchgängigen, chronologischen Interview.

Spannender sind aber fast Storchs Kindheitserinnerungen, mit denen er schön den biederen Mief im Deutschland der Siebziger skizziert, nicht nur bei ihm geprägt durch allgegenwärtige kirchliche Würdenträger.

Das macht dieses extrem unterhaltsame Buch – auch für Nichtkenner seiner Filme – fast zu einer kleinen Sittengeschichte der BRD. Im umfangreichen Anhang zeigt sich dann eindrucksvoll, wie viel Zuspruch Storch immer von Seiten der Presse erfuhr, was ja leider nicht gleichbedeutend mit kommerziellem Erfolg ist.