WEISS

Bret Easton Ellis

Ich lese Bret Easton Ellis seit „American Psycho“ (1991), halte auch seine Frühwerke „Less than Zero“ und „The Rules of Attraction“ für beachtlich, blieb ihm mit „The Informers“, „Glamorama“, „Lunar Park“ und „Imperial Bedrooms“ treu.

Seine trostlose Beschreibungen einer den Konsumismus abfeiernden amerikanischen Gesellschaft finde ich so beeindruckend wie erschreckend, und auch wenn „Weiss“ („White“), erschienen neun Jahre nach dem letzten Roman, keiner ist, sondern eine 300 Seiten lange Beschreibung der Befindlichkeit des Autors in den Jahren seit der Wahl von Trump, fügt es sich doch ein in die Beobachtungen, die den anderen Büchern von Ellis zugrunde liegen.

Nach einem „Spiegel“-Artikel von Philipp Oehmke zum Erscheinen des Buches und noch bevor ich dieses selbst gelesen hatte, hatte ich die Befürchtung, der mittlerweile offen schwul lebende Ellis sei ins Lager der wütenden alten weißen Männer übergelaufen – und unter dieser Prämisse begann ich Ellis’ Endlos-Kolumne zu lesen.

Ellis, der bis vor einer Weile exzessiv mitmischte in den sozialen Medien, inklusive Podcast, beschreibt hier seinen Rückzug, setzt heutiges und früheres Handeln und Schreiben in einen Kontext, beschreibt seine frühe Faszination für den Immobilien-Tycoon Trump und dessen Auftauchen in „American Psycho“, widmet sich aber vor allem einer Abrechnung mit der liberalen Oberschicht und deren Umgang mit dem Wahlsieg von Trump.

Sinngemäß fordert er, diese solle endlich aufhören heuchlerisch rumzuheulen, sich damit abfinden, das Leben gehe weiter, und nein, er sei kein Trump-Wähler. Daraus gewinnt das Buch seine Bedeutung, es hilft zu verstehen, wie der Diskurs in Sachen Trump in den USA jenseits eines verschobenen europäischen Blickwinkels läuft.