Komischerweise musste ich beim ersten flüchtigen Reinhören an SUPERTRAMP denken. Was daran komisch ist? An SUPERTRAMP denken ist immer komisch. Jetzt bin ich schon nicht mehr ganz nüchtern, und muss an LOVE denken.
Dabei ist das letzte, was man den Brüdern vorwerfen kann, dass sie retro seien. Sie machen moderne Rockmusik, und sie haben die für unsere Zeit typische Art, große Gesten zwar gekonnt auszuführen, aber gleichzeitig immer eine zweite Ebene dahinter vermuten zu lassen.
So kann man auch eigentliche Geschmacklosigkeiten, besonders die kitschigen, ganz gut ertragen bzw. genießen, was nicht das einzige ist was einen hier an ELVIS COSTELLO denken lässt. Der Gesang tendiert auch ab und zu stark in diese Richtung.
An Klängen und ihrer Verbindung mit Stilen bekommt man hier einiges Ungewohntes zu hören, vielleicht sogar bislang Ungehörtes. In einen ziemlich geradeaus gehenden Rocksong werden Sounds eingeflochten, wie man sie sonst von den High Llamas kennt, und die Kino-Breitwand-Streicher setzen auch nicht immer da ein, wo man sie erwartet.
Hier haben es ein paar Nerds geschafft, es zu einer gewissen Reife zu bringen, vermutlich weil jemand ihnen diesen heiklen Lebensabschnitt finanziert hat, und sie nicht in nerdtypische Karrieren gerutscht sind (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Gitarrist in einer Low-Fi Band usw).
Dann haben sie für die Produktion weit mehr Geld bekommen, als man mit solcher Musik wieder einspielen kann (nehme ich zumindest an). Die ganze Platte ist aufgemacht wie ein Film, der erst sehr unspektakulär (beinahe langweilig) anfängt, sich dann in seiner Dramatik steigert und einen am Schluss leicht verstört zurücklässt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #41 Dezember 2000/Januar/Februar 2001 und Antek Pistole