WE ARE WOLVES

Non-Stop Je Te Plie en Deux CD

Seit Epitaph endgültig das Interesse an Fat Possum verloren haben, bekommt man gerade hierzulande nicht mehr allzu viel von deren Releases mit, und obendrein sterben ihnen gerade auch noch ihre Zugpferde wie etwa R.L.

Burnside weg. Dafür scheint man sich musikalisch stärker zu öffnen, zumindest spricht dieses kanadische Trio für diese Annahme, denn die sind weder schwarz, im Rentenalter, noch eine Bluesband.

Fat Possum goes Elektroclash möchte man fast sagen, auch wenn WE ARE WOLVES nicht wirklich trendy klingen. Denn was im ersten Moment wie die maskuline Version von LE TIGRE erscheint, hat doch eher was mit der Frühzeit der Synthesizer-Bands in Gestalt von SUICIDE, CABARET VOLTAIRE oder FAD GADGET zu tun.

Und so wie SUICIDE letztendlich auch nur eine experimentelle Rock'n'Roll-Band waren, produzieren die Kanadier hier ebenfalls einen brachialen, Beat-lastigen Wall Of Sound mit verzehrtem, hysterischem Gesang in NATION OF ULYSSES-Tradition und noch verzerrteren, übersteuerten Synthie-Klängen, der allerdings weniger elektronisch als erwartet klingt, und wo man die subtileren Moment in dem ganzen Chaos erst mal herausfiltern muss.

"Non-Stop Je Te Plie en Deux" bezieht seine Energie vor allem aus einem radikal kaputten Sound und der Fähigkeit, mit dieser dreckigen LoFi-Ästhetik auch noch echte Hits wie das polternde "Nonstop" zu produzieren - quasi eine Hommage an CABARET VOLTAIREs "Nag nag nag" -, oder "Vosotros, monstruos" mit seinem psychotischen Disco-Funk, die gleichberechtigt neben einer abstrakteren, knapp sechsminütigen Instrumentalnummer wie "Namaï-Taïla-Cambodge (60-Tabla-60)" stehen.

Komischerweise scheint die Platte nach einem etwas behäbigen Beginn gerade in der zweiten Hälfte so richtig aufzudrehen, und ist dann spätestens mit "T.R.O.U.B.L.E" auch in Punk-Gefilden angekommen.

Und die Moog-Sounds und Gitarrenriffs von "We are all winners" könnte man in dieser Form auch bei TRANS AM finden. Eine Band wie WE ARE WOLVES spricht für die grundsätzliche Geschmackssicherheit von Fat Possum, allerdings stellen sie auch den bisher größten Bruch mit dem sonstigen Labelprogramm dar, was man auch immer davon halten soll.

(09/10)