NATIONAL WAKE

Walk In Africa

Die älteren Ox-Leser erinnern sich: Bis 1994 war Südafrika eine faschistoide, rassistische Diktatur, in der die niederländischstämmige weiße Minderheit das Sagen hatte und mittels brutaler Polizeigewalt sowie tatkräftiger Unterstützung durch westliche Staaten und Konzerne (unter anderem Deutschland und Mercedes-Benz) die afrikanische Mehrheit unterdrückte.

Dennoch war Südafrika, anders als die Diktaturen in Osteuropa, nicht abgekoppelt von der westlichen Kultur, trotz Apartheid und Rassentrennung konnte sich in den Sechzigern und Siebzigern eine Alternativ-Kultur entwickeln, die Einflüsse vor allem aus anderen englischsprachigen Ländern wie England und den USA aufgriff.

Im Laufe der Siebziger, die im Vergleich zu den Achtzigern noch liberaler waren, konnten sich unter der mit den Verhältnissen nicht einverstandenen weißen Jugend auch eine Punk-Szene entwickeln, doch während viele andere Bands eben weiße Bands waren, hatte sich in einer Kommune in Johannesburg unter dem Eindruck von Punk und Reggae eine gemischtrassige Band entwickelt, die aus Punk, Funk und Reggae einen ganz eigenen Sound entwickelte.

NATIONAL WAKE bestanden im Kern aus Ivan Kadey und den Brüdern Gary und Punka (!) Khoza, und trotz vieler Widrigkeiten (wie der Weigerung der Behörden, einer gemischtrassigen Band Auftritte zu erlauben) schaffte es die Band nach vielen Jahren 1981 ein (titelloses) Album zu veröffentlichen, das allerdings nach ein paar hundert verkauften Exemplaren wieder vom Markt genommen wurde – der politische Charakter der Songs war der staatlichen Zensur dann doch aufgefallen.

In Europa wurde zwar John Peel auf die Band aufmerksam, WEA veröffentlichte das Album in Großbritannien, doch verschiedene Widrigkeiten, auch Probleme seitens der Akteure, führten zum baldigen Ende der Band.

Ivan Kadey blieb der Musikwelt erhalten, gründete das Label Shifty Records, die Khoza-Brüder allerdings sind mittlerweile gestorben, erlebten nicht mehr mit, dass das NATIONAL WAKE-Album 2011 in Südafrika neu aufgelegt wurde und jetzt von Light In The Attic, wo auch das Album von „Sugar Man“ Rodriguez erschien, für den internationalen Markt neu aufgelegt wurde.

„Walk In Africa“ ist ein beeindruckendes, mitreißendes, musikalisch vollkommen überzeugendes Album, und die exzellente Bandhistory im 48 Seiten dicken Booklet nachzulesen, ist wirklich spannend.

Gut, dass dieser Meilenstein afrikanischer Musikkultur nun einem weltweiten Publikum erschlossen wurde.