Vor Serge Gainsbourg haben sich bisher noch die meisten großartigen Musiker verneigt. Ex-THE BAD SEEDS Mick Harvey ging mit seiner ganz persönlichen Hommage an den Franzosen so weit, gleich zwei komplette Alben mit Interpretationen von Gainsbourg-Songs einzuspielen und unter den unzähligen Tribute-Alben mit Coverversionen ist speziell „Monsieur Gainsbourg Revisited“ hervorzuheben, auf dem sich so unterschiedliche Musiker wie TRICKY, PLACEBO, THE KILLS, Michael Stipe, FRANZ FERDINAND, Marc Almond und PORTISHEAD (um nur einige zu nennen) seiner Songs annehmen – kurzum: der Mann ist ein Monolith in Sachen Musik, Sex, Zigaretten- und Alkoholkonsum gewesen (die Franzosen nennen ihn auch schon mal „Gainsbar“) und seine Musik hat Generationen von Musikern weit über die Grenzen von Frankreich hinaus beeinflusst.
Nun ist eine aufwendig aufgemachte 7“-Box mit sieben Singles erschienen, die sein frühes Schaffen in der Zeit von 1963 bis 1968 abdeckt, mit prägenden Songs wie „Bonnie & Clyde“ (im Duett mit Brigitte Bardot), „The initials BB“ (eine Hommage an Brigitte Bardot nach einer stürmischen Liebesbeziehung des Franzosen mit ihr) – hiervon gibt es eine schöne Live-Version von Mick Harvey und PJ Harvey –, aber auch „Bloody Jack“, „New York USA“ und „Black and white“.
Die frühen Songs aus den Jahren 1963 bis 1965 sind nicht jedermanns Sache und zeigen einen noch nicht verlebten Serge Gainsbourg, der fast so „unschuldig“ und verhuscht wie der junge Bob Dylan daherkommt.
Musikalisch neue Wege beschritt Monsieur Gainsbourg Ende der Siebziger Jahre mit seiner Hinwendung zum Reggae, und als er mit Bob Marleys Band auf Jamaika eine Reggae-Version der französischen Nationalhymne „La Marseillaise“ einspielte – als Single mit dem Titel „Aux Armes Et Caetera“ erschienen –, sorgte er noch mal für einen respektablen Skandal (in Frankreich).
Eine schöne Sammler-Box für ältere Herrschaften mit zügelloser Affinität zu Rotwein und klischeebehaftetem Barfly-Lifestyle.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Markus Kolodziej