FLEISCHERS BLUES

Volker Hauptvogel

Hauptvogel ist Fleischer. Er zeichnet, aus Bremerhaven stammend, und später mit MEKANIK DESTRÜKTIW KOMANDÖH die erste Punkband Berlins gründend, ein exaktes Bild der Mauerstadt Ende der Siebziger Jahre.

Da schreibt er mal bissig: „Hier sah es aus wie in Belfast, nur ohne Soldaten“ Oder spricht von einem „Meer aus Stein“, um dann zart vom „süße(n) Duft der Bäume“, der über die Stadt zog, zu berichten.

Er schreibt detailliert und erweist sich als guter Erzähler. Seine Großstadt-Odyssee treibt ihn von strafrelevanten Untergrundtätigkeiten zu einer Promi-Silvesterfeier im Hotel Bogota, wo er Udo Jürgens trifft.

Er entdeckt den Punk und erlebt „die vitale Mischung von Druckerschwärze und Vinyl“, als er eine Single jener Tage auf den Plattenteller legt, und sich damit als einer von uns entpuppt. „Diese Musik wird die Welt verändern“, ist sich Fleischer schon sehr früh sicher, womit er auch Recht behalten sollte.

Und auch: „Die Praxis zählt, nicht die Theorie.“ In „Fleischers Blues“ ist eine Reise in eine Vergangenheit, die bei aller Lebendigkeit wohl niemand als „die gute alte Zeit“ bezeichnen mag.