ZENTRIFUGE machen Rockmusik verziert mit Synthesizer und Orgel. Sie drängt in Richtung Indierock und Post-Punk und es deuten sich sogar leichte Assoziationen an zur kosmischen Musik. „Vieraugenmusik“ ist leider aufgrund der textlichen Selbstsabotage ein grässliches Nerv-Album. Es sind Reime dabei, da durchdringen mich starke Schmerzen. Der Titeltrack soll wohl selbstironisch sein, aber dieses überhebliche Herumreiten auf der eigenen Gelehrsamkeit ist ziemlich daneben, weil sich auf „Vieraugenmusik“ kein einziger guter Text befindet. Den angesprochenen „Exzess im Atonalbereich“, den hätte ich gerne gehört. Diese Form von Musik ist nämlich normalerweise instrumental. Auch die sonore Stimme, die an Udo Lindenberg oder Blixa Bargeld erinnert, schafft es leider nicht, die textlichen Schwächen zu übertünchen. Ich will da jetzt niemanden beleidigen (wenn ich müsste, würde ich Lindenberg beleidigen). Loben möchte ich allerdings Thorsten Höning, den Sänger der Bielefelder Band, am allerwenigsten. Dabei hat das zweite Album von ZENTRIFUGE durchaus starke Momente: etwa das zehnminütige „Holz“, das zwischen Indierock-Gitarren-Euphorie und Post-Punk-Bass ordentlich Haken schlägt, oder „Eines Tages liegt dein Arsch im Sarg“, dem eine schwebende Tanzbarkeit innewohnt. Das Zweckreim-Massaker ist aber zu heftig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und Henrik Beeke