Der Titel „Vide Noir“ gibt programmatisch mehr dunkle Soundscapes vor, als die Songs real in Pop-Noir Perlen einlösen können. Die Songs, die die nächtlichen Streifzüge von Ben Schneider aka LORD HURON transportieren sollen, haben in guten Momenten das Potenzial an HEAVENS zu erinnern, das ehemaligen Nebenprojekt von Matt Skiba (ALKALINE TRIO, BLINK-182).
Das ist alles seht stilvoll und musikalisch virtuos in Szene gesetzt, gleichwohl macht sich beim Hören ein Gefühl breit, dass der Sound zu slick und glatt durchläuft. Musikalische Perfektion geht nicht immer Hand in Hand mit der emotionellen Empfindungsfähigkeit der Songs.
Aber man hätte einzelne Songs in den dunklen Passagen von „Miami Vice“ als Soundtrack verwenden können. Produziert hat das Album Dave Fridmann, der auch für die FLAMING LIPS und MGMT gearbeitet hat, und letzteres hört man ein wenig bei LORD HURON heraus.
Vielleicht beschreiben die Songs das nächtlich Bild von Los Angeles geradezu perfekt: zu viel Neonlicht, zu viel Kalkül und Manierismus, zu viel Klischees.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Markus Kolodziej