Dass Vic Chesnutt mit seiner neuesten Platte auf Constellation gelandet ist, nachdem er doch seit seinem Debüt von 1990 eher im normalen Singer/Songwriter-Bereich zu Hause war, mag zuerst etwas verwundern, macht aber durchaus Sinn, wenn man den recht ruhigen, eher um Atmosphäre bemühten Sound seiner letzten Arbeiten vor Augen hat.
Hinzu kommt, dass Chesnutt die Platte mit Constellation-Musikern von Bands wie FRANKIE SPARO, THEE SILVER MT. ZION MEMORIAL ORCHESTRA & TRA-LA-LA BAND oder GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR aufgenommen hat, darunter auch FUGAZIs Guy Picciotto.
Das kommt vor allem beim großartigen dritten Song "Everything I say" deutlich zum Tragen, der in einer erstaunlichen Wall of Sound gipfelt. Ansonsten dominieren die Platte eher ruhige, melancholische Klänge, wo Chesnutt vielleicht nicht wirkliches Neuland betritt, aber durch dezent experimentelle Sounds und eine vielschichtige Instrumentierung sein gewohntes Singer/Songwriter-Spektrum angenehm auflockert.
Man hätte sich zwar mehr Kracher im Format von "Everything I say" oder dem noisigen "Debriefing" gewünscht und weniger reduzierten, minimalistischen Folk, aber auch so ist "North Star Deserter" ein überzeugender, atmosphärischer Eintrag in Chesnutts Diskografie, auch wenn mich dessen 90er Jahre-Platten nach wie vor mehr begeistern.
Produziert hat die Platte übrigens Jem Cohen, vielleicht eher bekannt als Regisseur des FUGAZI-Films "Instrument". (7)
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