Die 1976 gegründeten Punkrock-Helden VIBRATORS melden sich 2019 mit einem neuen Album zurück. Chris Spedding – seines Zeichens altgedienter englischer Gitarren-Hero (bekannt durch seine Arbeit mit ROXY MUSIC, SEX PISTOLS oder Tom Waits) – unterstützt dabei die für dieses Album abermals zusammen gekommene Vibs-Originalbesetzung Eddie, Knox, John Ellis und Pat Collier. Die Londoner Urgesteine touren nach wie vor Jahr für Jahr durch die BRD (wenn auch in anderer Besetzung als auf dieser Platte hier) und waren Ende der Siebziger für zeitlose und immer noch grandiose Klassiker wie „Baby baby“, „Disco in Mosco“, „Automatic lover“ oder „Troops of tomorrow“ verantwortlich. Dabei verstand es die Band seit jeher zuckersüße Pop-Melodien mit schönem Midtempo-Punkrock zu verbinden – Aggressivität war nie eine Sache der VIBRATORS. Die 13 neuen Nummern laufen zunächst einmal gut rein – ohne störend aufzufallen. Mitunter wird der defensive Ansatz hier aber durchaus etwas übertrieben, so dass man dann zeitweise doch ein wenig in die Sparte „Altherren-Rock“ abrutscht. Chris Spedding liebt seine Gitarre eben sehr innig. Richtige Hits – die man sich ins zukünftige Live-Programm wünscht – kann ich dabei nicht wirklich ausmachen. „Mars Casino“ ist ein solides Werk mit einigen durchaus netten Nummern – hin und wieder hätte ich mir hier allerdings mehr Push gewünscht. Lieber Knox, lieber Eddy: Bitte mehr Singalongs und weniger Blues Rock! Absolute Die-hard-Fans der üblichen 76er-UK-Bands können bei „Mars Casino“ zugreifen, für die Rosinenpicker dieser Sparte sei eher das kürzlich erschienene LURKERS-Werk empfohlen: Es überrascht mit tightem Sound und guten Songs, was man so nicht mehr erwartet hätte. Im direkten Vergleich der englischen Großväter-Kapellen heißt es daher: LURKERS frisch, VIBRATORS etwas angestaubt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Nico Spielmann