Hier ist sie, die dritte veröffentlichte VIBRATORS-CD-Box via Cherry Red/Captain Oi!, dieses Mal wird die Phase 1985 bis 1990 abgedeckt. Um das zeitlich einzuordnen, sei zu erwähnen, dass sich englischer Punkrock zu diesem Zeitpunkt (im Übrigen meine Grundschulzeit!) nicht wirklich ganz vorne befand. Den Erzählungen noch älterer Menschen nach zu urteilen, hielt sich das Interesse an den Helden von 1976/77 in diesen Jahren arg in Grenzen – die Anzahl der relevanten Veröffentlichungen alter UK-Punkrock-Helden in diesem Zeitraum ist an einer Hand abzählbar. Während andere Bands sich eher dem Metal zuwandten, klingen die VIBRATORS auf ihren Endachtziger-Releases überwiegend sleazig und meistens mittelmäßig schnell. Disc 1 heißt „Live“ und war das erste Live-Album der Band, hier sind alle bekannten Hits in okayer Qualität vertreten. Mittlerweile gibt es allerdings etliche weitere Live-Alben der Herren um Knox und Eddy. Die darauf folgende „Recharged“-LP würde ich als einen ihrer schwächsten Releases einordnen, es bleibt nicht wirklich etwas hängen, die Eisenbahn fährt sehr langsam und behäbig in den Zielbahnhof ein. Auf dem Ende desselben Jahres erschienenen Album „Meltdown“ hat die Reisegruppe schon beim Opener „Office girls“ deutlich mehr Zug drauf, „Don’tcha lean on me“ gehört heutze noch zum Live-Set der Band, ebenso wie das geniale „U 238“. Zwischendurch gibt aber auch dort die eine oder andere Schlafpille frei Haus. 1989 starten die Vibs auf „Vicious Circle“ gut rockig mit „No getting over you“, auch diesen Track meine ich in den letzten Jahren noch live gehört zu haben. Hier sind die Engländer definitiv wieder schneller und rockiger am Werk, die Sleaze-Phase scheinen sie „überlebt“ zu haben. „Halfway to paradise“ war als Single des Albums und Hit-Ballade angedacht, scheiterte aber leider kläglich. 1990 erschien mit „Ten“ das zehnte Album, das Niveau variiert ebenfalls zwischen belanglosen Stücken und Halb-Hits wie „Losing it“. Auf jeden Fall agiert die Band im Jahr des deutschen WM-Gewinns wieder „härter“ und punkiger. Nun gibt es fünf CDs in der üblichen Kartonstecktasche, verpackt allerdings in einer netten aufklappbaren Pappbox mit durchaus annehmbarem Booklet – das zwar nicht die Texte der 63 Songs (logo!), aber ein paar nette Fotos und Zusatzinfos beinhaltet. Die hier abgedeckte Phase ist in der Karriere der Band sicher zutreffend mit „mittelmäßig“ zu beschreiben, absolut kein Vergleich zu den ersten genialen Alben Ende der Siebziger. Bemerkenswert allerdings, dass die VIBRATORS es selbst dann noch schaffen, den einen oder anderen Semi-Hit zu produzieren, der sich bis heute im Live-Programm hält. Spricht für sie! Bei mir bekommen die Vibs immer und überall zwölf Punkte für das Lebenswerk, allerdings nur six Points für diese fünf Jahre ...
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