Man muss nicht zuviel von Presseinfos erwarten, aber manchmal ist man immer wieder überrascht, wie schlecht es dann doch noch geht. José Gonzàles, Kind argentinischer Eltern und aufgewachsen im schwedischen Göteborg, trägt also das lateinamerikanische Feuer in sich, die lateinamerikanische Leidenschaft und deren Rhythmus, weil er ja aus Argentinien kommt.
Sagt zumindest dieses unsägliche Presseinfo und nimmt damit wohl an, so was sei genetisch bedingt, und kann sich daher ruhig mal rassistische Denkstrukturen attestieren lassen. Dafür kann der Künstler aber wohl eher weniger, auch wenn er gegen eine solche Vermarktung sicherlich Einspruch erheben könnte.
Die Einflüsse des Cono Sur - was bringt es da noch, sich darüber aufzuregen, dass der gesamte musikalisch-vielfältige Kontinent unter dem homogenen Label Lateinamerika kategorisiert wird - sind auch unüberhörbar, Flamenco natürlich.
Aber auch Bossa Nova und noch viel mehr die Schule nordamerikanischer und europäischer Songwriter. Ein verträumt melancholischer Grundton und eine Stilsicherheit, die es erlauben, in diesem Zusammenhang zumindest mal von Nick Drake und Paul Simon zu reden.
Äußerst ausgefeilte Songs treffen auf intelligente Lyrics, vorgetragen von seiner charismatischen Stimme, was in Skandinavien bereits die ersten Charterfolge beschert hat. Wenn die Entwicklung dieses jungen Künstlers weiter so nach oben zeigt, darf man ihn wohl bald zu den ganz Großen seines Genres zählen, bis dahin ist dieses Album auch schon gute Kost.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Simon Brüggemann