VAMPIRE GEGEN HERAKLES

VAMPIRE GEGEN HERAKLES ist Mario Bavas erster Farbfilm, eine Gemeinschaftsproduktion mit Franco Prosperi und mit seinen Gothic-Horror-Einflüssen sicher einer der ungewöhnlichsten Vertreter des Sandalengenres, wo beherzt die griechische Mythologie durch den Wolf gedreht wurde.

Bavas Film mag Trash sein, aber definitiv Trash der charmanten Sorte, der sich alleine schon durch seine visuelle Seite – wo schon vieles an die surreale Ausleuchtung des vier Jahre später entstandenen PLANET DER VAMPIRE erinnert – von sonstigen Bodybuilder-Epen der damaligen Zeit abhebt.

Auch Bavas Herkules ist ein aufgepumpter, unsympathischer Muskelberg, der unbeholfen durch die Szenerie wankt, Steine und Heuwagen durch die Luft schleudert, aber komischerweise im Kampf Mann gegen Mann äußerst schwächlich wirkt.

An seiner Seite ein noch unerträglicherer blonder Depp als Theseus, mit dem er in die Unterwelt hinabsteigen muss, um seine Liebste zu retten. Wie gesagt, die griechische Mythologie wird hier gnadenlos geplündert, und es sind Bavas Inszenierungskünste, die verhindern, dass VAMPIRE GEGEN HERAKLES trotz seines offensichtlich geringen Budgets zu einer völligen Lachnummer wird.

Wo sich andere Filme dieser Art oft unerträglich in die Länge ziehen, fühlt man sich hier immer prächtig unterhalten, wenn man sich an den Gedanken gewöhnt hat, keinen tiefschürfenden Filmklassiker vor sich zu haben, sondern eher minderbemitteltes Unterhaltungskino der 60er Jahre.

Und es sind vor allem Bavas Effekte und sein Gespür für stilistische Extravaganzen, die den Darstellern oft die Schau stehlen, sieht man mal von Christopher Lee ab, dessen diabolische Performance auch die einzige ernstzunehmende des ganzen Films ist.

Ein großer Spaß, besonders in der deutschen Synchro, die vor albernem Pathos fast zu platzen scheint. Und die Kinowelt-DVD mit ihren satten Farbtönen wird den visuellen Qualitäten von Bavas kleiner Trashperle qualitativ mehr als gerecht.

Zwar kein Klassiker wie DIE STUNDE, WENN DRACULA KOMMT, aber immer noch ein deutlicher Beweis für Bavas Qualitäten als Regisseur.