Ist ja alles schön und gut, aber mach ma' DEVIL DOGS! Je älter man wird, desto erstaunter ist man ob der Tatsache, welch große Lebenshilfe einem Abel und die Herren vom Stay Wild Fanzine seinerzeit mit ihrer höflich formulierten Aufforderung mit auf den Lebensweg gegeben haben.
Eine Philosophie, ein Mantra, universell in seiner Anwendung, ja geradezu ein kategorischer Imperativ für den geschmackssicheren Punkrocker! Seit ihrer Schöpfung hat sich diese Weisheit in sämtlichen Lebenslagen als äußerst zuverlässig erwiesen.
So auch bei dem vorliegenden Tribut an die DEVIL DOGS. Nun stellt sich bei jeder Cover-Compilation die elementare Frage, welche Head Dip Records- Head Honcho Lee wohl bereits hundert Meter gegen den Wind riechen konnte, betrachtet man einmal seine wie Selbstverteidigung anmutenden Anmerkungen im Booklet, die da lautet: Musste das sein? Antwort: Absolut! Frage: Warum? Antwort: Weil wir hier von den gottverdammten DEVIL DOGS reden!!! Egal wie viel Ehre ihnen posthum zuteil wird, es kann niemals genug sein! Blätter die Reviews in diesem Heft durch und du wirst höchstwahrscheinlich 50 DEVIL DOGS-Referenzen aufspüren, zumeist im Zusammenhang mit Bands, die den DEVIL DOGS in ihrer aktiven Zeit nicht einmal ihre King Cobra-Flaschen hätten öffnen dürfen.
Die DEVIL DOGS konnten nur aus New York kommen, und zusammen mit den RAMONES waren sie die wichtigste Band, die der Big Apple jemals hervorgebracht hat. War "Rocket To Russia" der Inbegriff des perfekten Pop-Albums, so hat "Saturday Night Fever" den Standard für die perfekte Rock'n'Roll-Platte gesetzt, alles zu Zeiten, als man sich vor Ort noch vornehmlich mit impotenten Hardcore-Nachgeburten beschäftigte.
Keine anständige Party, bei der die Gäste nicht zu fortgeschrittener Stunde zu "6th Ave. Local" ordentlich den Teppichboden versaut hätten. Konnte der Gastgeber "Saturday Night Fever" in seinem Plattenschrank nicht vorweisen, war es ratsam, nach Naturalentsorgung der Biervorräte zügig das Weite zu suchen.
Die DEVIL DOGS halfen einem, die Welt in "Gut" und "Böse" zu unterteilen. "Du magst die DEVIL DOGS nicht? Dann mag ich dich nicht!" Die Anerkennung, die ihnen rechtmäßig zustand, wurde ihnen natürlich erst nach Auflösung der Band zuteil.
Gestört hat es die DEVIL DOGS herzlich wenig. An das Level, das die DEVIL DOGS seinerzeit erreicht hatten, das zeigt diese Compilation erneut, konnte seither niemand heranreichen, auch nicht Andy, Steve und Joe mit ihren eigenen Nachfolgebands.
"Attack From The Planet Of The Devil Dogs" fährt einige "große" Namen wie die NEW BOMB TURKS, MUD CITY MANGLERS, BORIS THE SPRINKLER, SPITFIRES, GASOLHEADS und LEGHOUNDS auf, die größtenteils unveröffentlichtes Material zum Besten geben.
Das Problem ist nur, dass sämtliche Bands die Songs ihrer Idole nahezu 1:1 umsetzen. Man tritt einer Band wie den LEGHOUNDS wahrscheinlich nicht zu nahe, wenn man sie als klassische DEVIL DOGS-Epigonen bezeichnet.
Origineller wäre es da wohl gewesen, wenn ATOM GOREN eine Klezmer-Version von "Stuck in 3rd gear" oder "Can't get enough" als Polka dargeboten hätte. So greift man noch eher, als es bei Cover-Versionen ohnehin der Fall ist, zum Original.
Nicht unbedingt clever ausgefallen ist auch die Songauswahl der GASOLHEADS. "Ball me out" ist selbstverständlich ein großartiger Song, aber beteiligt man sich durch eine entsprechende Cover-Version nicht eher an einem DMZ-Tribut in mittelbarer Täterschaft? Ähnliches gilt für das "Palisades Park"-Cover der DED BUGS.
Eines wird einem beim Durchlauf von "Attack From The Planet Of The Devil Dogs" allerdings sofort bewusst: Bei den Songs der DEVIL DOGS handelt es sich durchweg um Rock'n'Roll-Klassiker, die beinahe über eine von der jeweiligen Interpretation unabhängige Qualität verfügen.
Das noch einmal in Erinnerung zu rufen, konnte mit Sicherheit nicht schaden. All the squares go home! (63:55)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Norbert Johannknecht