Foto

URFAUST

Untergang

Für die Ausnahmestellung dieses niederländischen Duos mag bereits der Bandname bezeichnend sein, der sich auf Goethes ersten Entwurf für sein späteres Theaterstück „Faust“ bezieht. Der Teufel war ja eh schon immer Thema im Bereich Black Metal. Allerdings gehörten die 2003 gegründeten URFAUST, bestehend aus Sänger/Gitarrist IX aka Willem und VRDRBR (Drums, Bass, Synthesizer, Guitar, Noises), in diesem Bereich schon immer zu den Bands, die über den Tellerrand des Genres hinausschauten und bei denen irgendwie alles möglich war, sei es Dark Ambient, Psychedelic, Doom, Trance bis hin zu dick aufgetragenem Symphonic Black Metal, alles versehen mit einer avantgardistischen Note. Selbst der Keifgesang von IX war weniger überzogen als bei anderen Black Metal-Vertretern und besaß eine deutlich psychotischere und bedrohlichere Qualität – eher Irrenhaus als Karneval. Nach zwanzig Jahren ist mit „Untergang“ allerdings jetzt Schluss (der Titel deutet es schon an) und im Innenteil des wie immer bei Ván aufwändig gestalteten Digipaks (die Vinyl-Version sieht allerdings deutlich schicker aus) ist zu lesen: „URFAUST was IX & VRDRBR“. Der trinkfreudige Gehörnte vom letzten Album „Teufelsgeist“ ist auf dem Cover anscheinend besoffen und (kreativ) erschöpft auf der Tischplatte zusammengesunken. Auf jeden Fall verabschieden sich URFAUST mit einem exzellenten und intensiven Album, das mehr finsterer, kaputter Industrial ist als typischer Black Metal, der hier zwar ebenfalls, aber deutlich abstrakter einfließt. Puristen werden dem schamanisch-sphärischen und experimentellen Ansatz von URFAUST auch bei „Untergang“ wenig abgewinnen können, aber wer mutige Musik abseits von Genre-Stereotypen sucht, kann die Niederländer eigentlich nur großartig finden.