Dieses Ende war unvermeidlich, weil es zu dieser Band gehört wie die Schrotflinte zu Kurt Cobain. Deshalb hört auch „Unknown Pleasures“ ,das jetzt veröffentlichte Buch über JOY DIVISION, mit jener Frage auf, die immer gestellt wird: Warum nur brachte sich Sänger Ian Curtis um? Trotzdem ist es anders als alle bisher erschienenenBücher über die legendären Post-Punk-Band aus Manchester.
Denn mit Peter Hook erzählt 23 Jahre nach Curtis’ Tod erstmals ein Bandmitglied die Geschichte der Gruppe, die kurz vor derAbreise zur Amerikatour Selbstmord beging. Zwar kann auch der Bassist diese eine Frage nicht beantworten.
Auch er muss sich vorwerfen lassen, die Zeichen nicht erkannt zu haben: dieepileptischen Anfälle, die Curtis quälten. Und natürlich all die düsteren, von Todesahnungen geprägten Texte, die der Frontmann für das zweite Album „Closer“ geschrieben hatte.
Man habe esnicht gemerkt, schreibt Hook, weil Curtis einfach immer weiter den Rockstar gab, der seine Band vorantrieb. Dafür aber gelingt Hook mehr als jenen Autoren, die sich vor ihm über JOY DIVISIONden Kopf zerbrachen.
Hook nämlich zeigt die geerdete Seite dieser vom Stigma der Tragik gezeichneten Band. Er zeigt Curtis nicht nur als das von vornherein zum Selbstmörder bestimmteGenie, sondern als „Lad“, als Kumpel, der gerne mal einen über den Durst trank, SEX PISTOLS und BUZZCOCKS liebte, Zuschauer vermöbelte.
Und dessen Band lange genauso verbissen gegenden eigenen Dilettantismus kämpfte wie alle anderen in der so fruchtbaren „Madchester“-Punk-Szene. Ehe Curtis zum Strick griff, gab es eben auch dieses andere, normale Leben: Und das zuverfolgen, ist spannend.
Es musste sich nur mal einer daran erinnern.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Joachim Hiller