Schwierige Platte. Für mich jedenfalls. Ich denke, dass ARBEITSGRUPPE LOBOTOMIE zu den Guten gehören, was ja schon mal eine wichtige Erkenntnis ist. Allerdings frage ich mich nach mehrmaligem Hören, ob ich einer RAMMSTEIN-Persiflage aufgesessen bin oder ob die das irgendwie doch ernst meinen. Es gibt diese spröden Neue-Deutsch-Härte-Gitarren und -Rhythmen, dazu Männer- und Frauengesang, der sehr den geschlechtlichen Stereotypen entspricht. Er so voll tief, sie so voll hoch. Diese Männer/Frauenbilder zeigen sich auch in der visuellen Darstellung der Band im Gothic-Steampunk-Style. Diese Anhäufung von Klischees, bei denen ich nicht so wirklich eine Ironie ausmachen kann, lässt mich ratlos zurück. Dazu kommen deutschsprachige Texte, die ich persönlich sehr problematisch finde. Hier wird auf eine sehr platte Art Kritik am politischen System, an den Medien, ungleicher Vermögensverteilung und den gesellschaftlichen Zuständen per se geäußert. Das an sich ist nicht verkehrt, ich finde allerdings, dass die Kombination all dieser Faktoren, Musik, Texte und Erscheinungsbild, die ARBEITSGRUPPE LOBOTOMIE durchaus anschlussfähig für Querdenker, Wutbürger und sonstige verdrehte Gestalten macht. Und das ist etwas, das diese Platte für mich schwierig macht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Gary Flanell