Erinnert sich noch jemand an die Stoner Rock-Welle? Mitte der Neunziger brach die los, KYUSS waren plötzlich das große Ding in Deutschland, gefolgt von QUEENS OF THE STONE AGE. Weltweit griffen Bands diesen trockenen, sich aus Punk, Grunge, Seventies-Rock, Metal und Psychedelic gleichermaßen speisenden Stil auf, eine gut vernetzte internationale Community entstand, mit vielen kleinen Labels, die sich darauf verstanden, auf die Wünsche sammelnder Vinylliebhaber einzugehen – Man’s Ruin etwa.
Irgendwann im neuen Jahrtausend war der Hype dann vorbei, heute sind in der allgemeinen Wahrnehmung nur noch QUEENS OF THE STONE AGE übrig von all den Bands, doch im Underground wuchert die Szene weiter.
Die hatte ihren Ursprung in der Musikszene von Palm Desert, einer Kleinstadt von 40.000 Einwohnern 200 km südöstlich von Los Angeles, die bis dato nur als verschnarchtes Überwinterungsresort für ältere, Ruhe suchende Amerikaner aus dem kalten Norden einen Ruf hatte – Rock’n’Roll war hier auf Wunsch von Frank Sinatra explizit unerwünscht.
Die Jugend der Achtziger und frühen Neunziger flüchete sich in wilde, spontane Parties draußen in der menschenleeren Wüste, machte mit Generatoren als Stromquelle ihre eigene Musik, ohne den normativen Druck einer Großstadt.
Der deutsche Filmemacher Jörg Steineck hat 20, 25 Jahre nach dem Höhepunkt jener Szene den Versuch gewagt, dieses Phänomen rückblickend zu ergründen – und es ist ihm gelungen, vor Ort und mit teils sehr schönen Bildern.
Viele der damaligen Protagonisten – man kennt ihre Bands – erzählen von Aufstieg und Niedergang der lokalen Szene, die vor Ort längst dem Verfolgungsdruck der Autoritäten gewichen war, als die Bands international bekannt wurden.
Unbedingt sehenswert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Joachim Hiller