Alan Turing war ein Visionär, ein großer Vordenker der digitalen Revolution, die ohne seine Arbeit nicht in der Form möglich gewesen wäre. Im Zweiten Weltkrieg knackte er, aufbauend auf den Erkenntnissen des polnischen Mathematikers Marian Rejewski, den von den Nazis zur Verschlüsselung benutzten Enigma-Code und trug damit entscheidend zum Sieg der Alliierten auf See bei.
Wegen seiner durch einen Zufall publik gewordenen und damals strafbaren homosexuellen Neigung 1952 verurteilt, unterzog er sich – als Alternative zur Gefängnisstrafe – einer Hormonbehandlung.
2013 begnadigte die Queen höchstpersönlich ihn posthum – Turing beging 1954 Selbstmord. Deutschs biografische Graphic Novel ist nicht die erste, zwei englischsprachige sind bereits 2016 erschienen, aber dennoch eine einzigartige.
Schneewittchen in der Disney-Adaption von 1937 ist ein immer wiederkehrendes Motiv, das sich auch hinter Deutschs Optik der eher wie Kinderbuch-Illustrationen anmutenden bunten Bilder verbirgt.
Diese zunächst scheinbar absurde Parallelwelt wird nach und nach mit tatsächlichen Ereignissen aus Turings Leben verknüpft und gibt dem Comic eine Tiefe, die von Dritten verfasste Biografien sonst oft vermissen lassen.
Trotzdem schade, dass seinem Turing-Projekt jetzt wegen der etwas schnelleren Konkurrenz wohl nicht die Aufmerksamkeit zukommt, die es verdient hätte. Aber aus Fehlern lernt man ja schließlich auch.
Zwar hat Deutsch schon die nächste Biografie ins Auge gefasst, eine Berühmtheit würde er dafür allerdings nicht wieder wählen: „Es gibt so viele Charaktere, die es wert sind, mal ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden“.
Besser ist das. Meide den Hype. Sonst haben wieder Andere eine ähnliche Idee.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Anke Kalau