Warum haben Fanzines eigentlich diese Kolumnentradition? Da habe ich nie drüber nachgedacht, wir beim Ox haben das auch von Anfang an einfach gemacht. Wahrscheinlich, weil die beim Trust das ebenfalls gemacht haben, und die anderen Hefte genauso – es gab damals ja noch die heute ausgestorbene Gattung „Egozine“, die quasi eine einzige Kolumne waren.
Meine Vermutung: Es hat was mit dem Fanzine-Gedanken generell zu tun, in einer Zeit vor Facebook, Internet und Co.: Öffentlich war nur das, was in der offiziellen Presse stand. Die schrieb nicht über Punk, unsere Musik, unser Leben, also machten wir das selbst (Hallo Pressefreiheit!).
Und wer immer von den Schreibern oder Lesern was zu sagen hatte, durfte und konnte das auch – in Form einer Kolumne. Die Amis hatten uns das mit dem Maximumrocknroll vorgemacht. Deshalb also gibt es im Trust wie im Ox noch Kolumnen – irgendwie aus der Zeit gefallen in der heutigen Presselandschaft, aber essentiell für die Punk-Kultur.
Und deshalb lesenswert. Etwa das, was Mika hier aus der Mongolei berichtet. Und Dolfs gewohnt missmutige Kolumne muss auch sein – mir würde sonst was fehlen. In der Interviewsektion gibt’s diesmal P.O.S., Alternative HipHop aus Minneapolis, DON’T (inklusive ein paar Fragen an Sam Henry, den ersten Drummer der WIPERS), LITBARSKI, Fred vom Underdog-Fanzine (spannend!) und Benni berichtet über die D.I.Y- und Punk-Szene in der finnischen Kleinstadt Jyväskylä – spannend, skurril! Dann folgt der Rest: Reviews.
Um es mit Underdog-Fred zu sagen: Jedes Fanzine ist gut und wichtig, dummerweise neigt unsereins immer eher zum Kritisieren als zum Lob – Kritiker eben ... und jetzt mal Lober: Trust, super, ich will euch niemals missen müssen!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #129 Dezember16/Januar17 2016 und Joachim Hiller