Während andere Künstler:innen, die einem bestimmten Post-Punk-Sound nacheifern, häufig vergessen, dass eine gute Hook und etwas Druck durchaus für ein gesteigertes Hörvergnügen sorgen können und dies nicht notwendigerweise die Szene-Polizei auf den Plan ruft, haben TRUE FAITH dies auf ihrem zweiten Werk hervorragend verinnerlicht. Das Album kommt zwar nicht ganz so vielseitig wie das letztjährige SOFT KILL-Meisterwerk „Carnary Yellow“ daher, ist musikalisch aber definitiv im selben Fahrwasser angesiedelt. Auch Liebhaber:innen des NOTHING-Nebenprojekts DEATH OF LOVERS werden bei den bassgetriebenen Songs auf ihre Kosten kommen. Spätestens wenn sich ein Song wie „Before now“ sogar kurze hymnische Momente gönnt oder „Feet held to the fire“ nicht zu cool für eine harmonische Gitarrenmelodie ist, kann man sich vorstellen, dass die Band aus Boston auch über eine sehr kleine Nische hinaus Gehör finden könnte. Die Zusatzbezeichnung Shoegaze hat hier zumindest so gut wie ausgedient, da ausufernde Instrumentalpassagen und Effektspielereien größtenteils Platz machen für straffe Strukturen, bei denen keine Langeweile aufkommt.
© by Fuze - Ausgabe #99 April/Mai 2023 und Christian Biehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Markus Kolodziej